Eurocup

Albas fast perfektes Auswärtsspiel

| Lesedauer: 5 Minuten
Sebastian Arlt

Es gibt Tage, da klappt alles: Nachdem die Albatrosse beim 79:73-Sieg im italienischen Caserta auf dem Parkett überzeugten, entgingen die Berliner auf dem Rückweg einem Schneesturm.

Als wenn das 79:73 im Eurocup bei Pepsi Caserta nicht schon schwer genug erkämpft werden musste. Noch viel schwieriger war es dann für das Basketballteam von Alba Berlin, am Tag danach wieder nach Hause zu kommen. Der Flug von Neapel nach München klappte am Mittwoch noch, wegen starken Schneefalls starteten dann am Nachmittag allerdings keine Flugzeuge mehr von München in Richtung Berlin. Doch wie in den entscheidenden Momenten auf dem Feld in Caserta machten die Berliner auch auf der chaotischen Rückreise alles richtig. Der Tross raste zum Bahnhof, auf der Schiene ging’s Richtung Heimat, Ankunft 23.17 Uhr.

Das Erfolgserlebnis in Italien ließ man sich aber nicht vergällen. Spielmacher Hollis Price sprach nach dem dritten Erfolg im dritten Gruppenspiel von einem „fundamentalen Sieg“. Und ergänzte: „Nächste Woche wollen wir unsere Arbeit vervollständigen.“ Er meinte damit, dass mit einem weiteren Sieg, am Dienstag in der O2 World (20 Uhr) gegen das italienische Team aus Caserta, das Weiterkommen in die zweite Gruppenphase geschafft werden soll. Denn dann wären die Berliner in der Gruppe mit Caserta, Wloclawek und Samara definitiv durch. Die ersten beiden Teams einer jeden Vierergruppe qualifizieren sich für die besten 16.

Euphorie ist bei Alba nach dem gelungenen Start allerdings nicht ausgebrochen. „Wir haben noch gar nichts erreicht“, sagte Teammanager Mithat Demirel. Auch wenn er zugeben musste: „Wir haben jetzt schon eine sehr gute Ausgangsposition.“ Auch Price wusste mit Blick auf die Partie am Dienstag: „Das wird nicht leicht.“ Und er gab ehrlich zu: „Ich habe mir bereits das Spiel in Italien nicht so schwierig vorgestellt.“

Es zeichnete die Berliner jedoch aus, dass sie in der hitzigen Atmosphäre im „Palamaggio“ von Caserta Herr der Lage und vor allem Herr ihrer Nerven blieben. Sie ließen sich auch nicht dadurch aus der Bahn werfen, dass dem Team die hohe Anzahl von 20 Ballverlusten unterlief. Auch eine Freiwurfquote von schwachen 60,6 Prozent (20/33) war nicht dazu angetan, sehr große Sicherheit zu geben. „Aber wir sind hartnäckig geblieben“, lobte Demirel.

Den Italienern gelang es, abgesehen von den ersten Minuten, nicht mehr in Führung zu gehen. Dass die Gastgeber von 27 Dreierversuchen nur sechs im Berliner Korb unterbringen konnten, gab den auch bei Rebounds überlegenen Alba-Spielern immer wieder die Chance, ihren Vorsprung auszubauen. Berlins Cheftrainer Luka Pavicevic war nicht nur zufrieden, dass sein Team „gegen eine starke Mannschaft“ gewonnen hatte. „Man darf nicht vergessen, dass wir erst am Sonntagnachmittag einen ganz schweren Kampf gegen Frankfurt zu bestreiten hatten.“ Am Montag dann die Reise in die Stadt in der Nähe von Neapel, am Dienstag das Spiel – ein hartes Programm. Pavicevic hatte schon ein wenig befürchtet, „die Spieler könnten müde sein“. Waren sie jedoch nicht.

Und es zeigte sich zum einen, wie positiv es ist, dass Pavicevic mehr als früher wechselt, zum anderen wurde wieder einmal deutlich, dass die Last in dieser Saison auf vielen Schultern verteilt liegt. War zuletzt oft Derrick Allen der überragende Mann, gelang ihm diesmal wenig (vier Punkte in nur 16 Minuten Einsatzzeit bei vier Fouls). Dafür sorgten diesmal vor allem in der Anfangsphase Julius Jenkins (15 Punkte) und später Tadija Dragijevic (16) für Punkte. Die Center Patrick Femerling (10) und Yassin Idbihi (8) kämpften erfolgreich an den Brettern.

In den bisherigen zwölf Partien in der Bundesliga und im Eurocup hat es bei Alba bereits sechs unterschiedliche Topscorer (McElroy, Allen, Dragicevic, Marinovic, Jenkins, Schultze) gegeben, vier weitere Profis (Idbihi, Price, Femerling, Taylor) haben mindestens einmal zweistellig gepunktet.

Die Zeiten einer kleinen Rotation bei Alba gehören offenbar der Vergangenheit an: Bereits im ersten Viertel wurden gegen Caserta alle elf Spieler eingesetzt. So konnte die Intensität hoch gehalten werden, auch die Stammspieler bekamen Erholungspausen. „Das wollen wir ja, dass jeder Impulse geben kann. Schließlich ist die Saison sehr lang“, sagte Mithat Demirel zurecht.

Die bisherige Bilanz der Berliner kann sich dabei sehen lassen. Von den zwölf Partien wurden bislang elf gewonnen, nur in Ulm setzte es eine Niederlage (73:77), zuletzt gab es sieben Erfolge hintereinander. Doch alle wissen: Mehr als eine Momentaufnahme ist das nicht.