Basketball

"Es ist etwas Besonderes, gegen Alba zu spielen"

| Lesedauer: 5 Minuten
Theo Breiding

Foto: Bongarts/Getty Images

Alba tritt am Sonntag in der O2 World gegen die Frankfurt Skyliners an. Frankfurts Trainer Gordon Herbert spricht darüber, wie er den Gegner sieht und wie seine eigene Mannschaft aufgestellt ist.

Alba dürfte heute mit gemischten Gefühlen in die Partie gegen die Skyliners Frankfurt gehen ( live bei Morgenpost Online im Ticker - klicken Sie hier ). Zum einen haben Berlins Basketballer die Chance, ihren Gästen die dritte Saisonniederlage beizubringen und damit den noch ungeschlagenen Bambergern auf den Fersen zu bleiben. Sie werden sich aber auch daran erinnern, dass Frankfurt schon oft zum Stolperstein der Berliner Ambitionen wurde. Wie in der vergangenen Saison, als das Team von Gordon Herbert Alba bereits im Viertelfinale aus dem Play-off warf. Der Kanadier macht schon zum zweiten Mal bei den Skyliners Station. Nach seinem ersten Gastspiel von 2001 bis 2004, bei dem er Frankfurt 2004 zum bislang einzigen Meistertitel führte, arbeitete Herbert (51) in Frankreich, Kanada, Griechenland, Finnland und trainierte die georgische Nationalmannschaft. Heute steht er wieder in der O2 World (17 Uhr) an der Seitenlinie.

Morgenpost Online: Haben Sie Ihr Team vor der Abreise noch mal an den Triumph im letzten Play-off erinnert?

Gordon Herbert: Nein, das musste ich nicht. Es ist immer etwas Besonderes, gegen Alba zu spielen. Die Berliner sind schon so lange eines der Aushängeschilder des deutschen Basketballs. Eine Organisation mit Klasse. In Spielen gegen Alba sieht man, wo man steht.

Morgenpost Online: Letzte Saison kam Alba wegen des Vulkanstaubs gerade erst per Bus aus Spanien, bevor Sie dann die Serie gewannen. War das nicht auch Glück?

Gordon Herbert: Das waren für uns schon etwas glückliche Umstände, aber wir sind völlig verdient weitergekommen, haben in dieser Serie und auch danach sehr gut zusammengespielt. Wir wären ja fast auch den ganzen Weg bis zum Ende gegangen und Meister geworden. Ein großer Erfolg für uns.

Morgenpost Online: Einer der großen Faktoren Ihres Erfolges war Derrick Allen, der spielt jetzt bei Alba – werden Sie ein wenig mit ihm plaudern?

Gordon Herbert: Ein wenig schon, aber viele unserer Spieler freuen sich sehr, Derrick wieder zu sehen. Ich kam letzte Saison erst kurz vor dem Play-off zurück nach Frankfurt, hatte nur kurze Zeit das Vergnügen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein wirklich guter Typ, hat eine vorbildliche Einstellung. Wir konnten ihn nicht halten. Dass er jetzt bei Alba spielt, hat er sich hart erarbeitet. Wir Trainer laufen ja oft Gefahr, uns von großem Talent blenden zu lassen und vernachlässigen oft den Charakter. Um Derricks Professionalität zu ersetzen, was an sich kaum möglich ist, haben wir AJ Moye und Roger Powell verpflichtet. Beide sind jedoch zurzeit verletzt.

Morgenpost Online: Moye erlitt vor gut einer Woche im Training bei einem Zusammenstoß mit einem Kollegen einen Schlaganfall, was sich erst mit Verzögerung herausstellte. Wie sehr hat diese Diagnose Ihr Team geschockt?

Gordon Herbert: Sehr! Als feststand, dass er wirklich einen Schlaganfall erlitten hatte, haben wir ihn als Team geschlossen im Krankenhaus besucht. Beim Abendtraining habe ich die Mannschaft gefragt, ob wir das Spiel kampflos abschenken wollen oder ob sie spielen will. Sie wollte spielen, und wir haben dann gegen Tübingen gewonnen.

Morgenpost Online: AJ Moye hat auf der Webseite der Skyliners schon wieder, stehend und lächelnd und im Jogginganzug, ein kleines Interview gegeben. Wie ist die Prognose für ihn?

Gordon Herbert: Alles, was ich sagen kann, ist, dass er in den letzten Tagen wirklich große Fortschritte gemacht hat. Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder völlig gesund wird. Wie gesagt, er ist in allem ein Vorbild wie Derrick Allen, ein Typ, der schon eine Stunde vor dem Trainingsbeginn in der Halle ist. Eine wirklich verlässliche Prognose gibt es aber noch nicht.

Morgenpost Online: Sie haben nach der unglücklichen Verletzung von Moye aber nicht nur Tübingen geschlagen, sondern vergangenen Dienstag auch in der EuroChallenge in Lettland bei Ventspils 64:62 gewonnen. In der Bundesliga haben Sie nur das erste Spiel in Oldenburg und das dritte in Bamberg verloren, sind jetzt seit sieben Spielen ungeschlagen. Keine schlechte Visitenkarte.

Gordon Herbert: Danke. Der Sieg in Ventspils war sehr wichtig, weil wir das erste Spiel gegen Haifa verloren hatten. Wir brauchten diesen Erfolg, um unser Schicksal wieder in unsere eigenen Hände zu bekommen. Wir haben uns schon ganz gut als Team gefunden und entwickeln uns weiter. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es in dieser Phase der Saison nicht so sehr um Sieg oder Niederlage geht. Die wirklich wichtige Frage ist: Wirst du besser oder nicht? Wie beim Pferderennen: Entscheidend ist wie du die letzten 100 Meter läufst, nicht wie du die ersten 900 gelaufen bist.