Jetzt wird es wohl der Letzte gemerkt haben, dass das Basketballteam aus Braunschweig nicht zu unterschätzen ist. Denn am Mittwochabend gewannen die Phantoms in Göttingen mit 82:78. In Göttingen, dort wo erst kürzlich Tabellenführer Bamberg seine bisher zweite Saisonniederlage in der Bundesliga kassiert hat. Damit festigten die Niedersachsen ihren fünften Tabellenplatz – und entsprechend selbstbewusst kommt das Team von Trainer Sebastian Machowski nun am Freitagabend (20 Uhr, O2 World) zum Spiel gegen Alba Berlin, den Dritten. Albas Coach Muli Katzurin warnt: „Sie haben viele gute Schützen, die auch gefährlich zum Korb ziehen.“
Alba gegen Braunschweig – für die Berliner ist diese Partie der Auftakt zu einer „Woche der Wahrheit“. Erst gegen die Phantoms, dann am Sonntag beim Zweiten Frankfurt, und am darauffolgenden Sonnabend (26. März, 20 Uhr) kommt der unangefochtene Tabellenführer Bamberg in die Arena am Ostbahnhof. Weit über 12000 Tickets sind für diesen Klassiker bereits verkauft.
„Ich bin froh, dass wir jetzt diese Spiele haben“, sagt Alba-Geschäftsführer Marco Baldi. „Wir brauchen solche schweren Aufgaben, bevor wir auf die Zielgerade einbiegen.“ Insgesamt stehen noch acht Partien in der Punkterunde auf dem Programm, bevor am Wochenende 30.März/1.April das Play-off beginnt.
Jetzt erst einmal drei schwere Spiele in neun Tagen. Vor allem wird sich in den drei Partien zeigen, wo Alba „wirklich steht“, wie es Spielmacher Taylor Rochestie ausdrückt. „Das wird ein harter, aber wertvoller Test“, meint der US-Amerikaner. Er hat eine hervorragende Bilanz aufzuweisen. Vier Spiele hat er bisher im Berliner Dress absolviert, viermal ging sein Team als Sieger vom Parkett. „Die Startbilanz fühlt sich gut an“, gibt er lächelnd zu.
Wo steht Alba also? Schwer einzuschätzen. Die Berliner feierten zuletzt vier Bundesligaerfolge hintereinander. Darunter gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel, gegen Ulm (13. Platz), Bayreuth (17.) und Düsseldorf (18.). Aber es war auch ein Erfolg bei den heimstarken Oldenburgern (7.) darunter.
Doch was ist das wert, wenn es gegen die Topteams geht? In fast allen Spielen zeigte sich, dass Alba noch lange nicht gefestigt ist. „Gerade die nächsten Spiele sollten uns dabei helfen, dass das Team eben gefestigt wird“, sagt Baldi. Man merkt, dass selbst er dem Frieden nicht so richtig traut. Alba ist noch eine Wundertüte. Als etliche Partien in Serie verloren wurden, habe es einen „Riesentumult“ gegeben, sagt Baldi. Genauso wenig wie da alles schlecht gewesen sei, dürfe man nun auch vier Siege am Stück nicht überbewerten. Auch Spieler wie die neu verpflichteten Rochestie und Miroslav Raduljica benötigten noch ihre Zeit. Auch wenn sie bereits gute Leistungen gezeigt hätten.
Erfolge sind per se gut. Die Stimmung ist besser, „das Selbstvertrauen steigt“, sagt Rochestie. „Siege helfen sehr, um Überzeugung und Sicherheit aufzubauen“, meint Baldi. Sicherheit und Überzeugung, dazu noch Stabilität, alles Dinge, durch die sich Alba Berlin in der Saison 2010/2011 bisher nicht über längere Phasen ausgezeichnet hat.
Die Räder scheinen jetzt jedoch langsam besser ineinander zu greifen. „Der Umbau, der mit der Verpflichtung von Muli Katzurin begonnen hat, ist jetzt abgeschlossen“, so Baldi. „Die Dinge, die der Trainer will, sind nun allen klar. Jetzt müssen sie nur noch erfolgreich umgesetzt werden.“
Unruhe und Wechsel hat es schließlich in dieser Saison schon genügend gegeben. In Luka Pavicevic musste der Trainer gehen, vor knapp zwei Monaten kam der Israeli Katzurin als Nachfolger des Serben. In Hollis Price und zuletzt noch Marko Marinovic verließen zwei Spielmacher den Klub; Price gezwungenermaßen, Marinovic aus freien Stücken. Die Playmaker Heiko Schaffartzik und Taylor Rochestie kamen ebenso wie Raduljica, der Center nur wenige Stunden vor Ende der Transferzeit vor zweieinhalb Wochen. Natürlich sei es nicht leicht, immer wieder neue Spieler integrieren zu müssen, sagt Katzurin, der jedoch vor allem das Positive sieht: „Schließlich haben wir gute Leute hinzubekommen.“
Schritt für Schritt gehe die Entwicklung voran, sind sich die Alba-Verantwortlichen einig. „Sicher sind wir noch nicht perfekt, aber das wäre nach so kurzer Zeit auch zu viel verlangt“, erklärt der Trainer. „Unser Ziel ist es, bis zum Play-off gut in Form zu sein.“ Mit einem Sieg gegen Braunschweig wäre Alba zumindest dem sicheren Erreichen des Play-off einen weiteren Schritt nähergekommen. Offen ist, ob Julius Jenkins wird mitspielen können. Zwar hat sich das Überlastungssyndrom an seinem linken Ellenbogen gebessert, über seinen Einsatz wird aber erst heute entschieden.
Noch ist Platz zwei für die Berliner erreichbar, auch wenn Frankfurt vier Punkte voraus ist. Pflicht ist dabei natürlich ein Erfolg in Frankfurt am kommenden Sonntag. In der vergangenen Saison standen sich die beiden Teams in der Punkterunde und im Play-off insgesamt sechsmal gegenüber, viermal gewannen dabei die Hessen, die Alba damals im Viertelfinale ausschalteten.