So richtig einig sind sich Trainer und Spieler nicht. "Das ist jetzt trotz der ganzen Enttäuschung vergessen", sagt Adam Chubb. Der Center des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin meint damit das Scheitern des Klubs in der Qualifikation zur Europaliga. Kein Blick zurück im Zorn.
Sein Kollege Julius Jenkins ("Es lässt sich nicht mehr ändern") verweist - wie immer - darauf, dass er sich sowieso nur auf das nächste Spiel konzentriere. Und das steht für Alba heute Abend bei den Gießen 46ers an.
Es ist für den achtmaligen Deutschen Meister wegen der Europaliga-Qualifikation der, im Gegensatz zur Konkurrenz, verspätete Start in der Bundesliga-Saison 2009/2010.
Cheftrainer Luka Pavicevic mag den Beteuerungen einiger Profis nicht so recht glauben. "Die Köpfe der Spieler können noch gar nicht frei sein", ist er sich sicher. "Wenn man über viele Wochen hinweg so viel in eine Sache investiert und dann rutscht es einem doch noch aus der Hand - das kann man nicht so einfach abschütteln."
Spielmacher Steffen Hamann gibt dem Coach Recht: "Das sitzt noch tief." Immer noch bekomme er Anrufe von Freunden, und im Gespräch mit Journalisten werde er ja auch oft daran erinnert. "Aber es ist, wie es ist, schließlich haben wir's uns selbst zuzuschreiben." Jetzt, so Hamann, müsse man eben schauen, "dass wir in der Bundesliga gut starten". Denn das ist das Kerngeschäft der Berliner. Und hier soll und muss diesmal das geschafft werden, was in der vergangenen Spielzeit nicht geklappt hat: der Titelgewinn. "Ich war nicht sehr enttäuscht, dass wir es gegen Maroussi nicht geschafft haben", sagt Pavicevic. "Die große Enttäuschung war, dass wir vor vier Monaten nicht Meister geworden sind."
Gerade in den vergangenen Wochen ist allen die Wichtigkeit der nationalen Meisterschaft noch einmal deutlich vor Augen geführt worden. Ein Platz in der Europaliga wäre sicher, die Vorbereitung auf die Bundesliga eine ganz andere gewesen. "Jetzt starten wir nicht mit Euphorie in die Bundesligasaison", stellt Axel Schweitzer, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, fest. Geschäftsführer Marco Baldi fordert, das Negativerlebnis müsse nun "in Motivation und unbedingten Willen" umgesetzt werden.
Endlich Bajramovic integrieren
Die Meinungen gehen auch darüber auseinander, ob es nun ein Vorteil ist, dass die Berliner wegen der Qualifikationsspiele früher mit dem Training begonnen und bereits vier ganz schwere Partien absolviert haben. "Im Vergleich zur vergangenen Saison sind wir in einer sehr viel besseren Verfassung und eingespielter", meint Schweitzer. "Die anderen Klubs haben dafür schon ein paar Spiele in der Bundesliga gehabt", will Pavicevic hingegen keinen Vorteil erkennen.
"Jetzt können wir an unserem Spiel arbeiten und auch Kenan Bajramovic richtig integrieren, das ging vorher noch nicht", sagt Baldi. Die Konzentration lag einzig und allein auf der Europaliga-Qualifikation. Und es gibt aktuell auch außer besagter Integration viel zu tun. Während einige wie Julius Jenkins oder Adam Chubb schon gut in Form sind, zeigen andere Defizite. Auch Hamann kann überhaupt nicht zufrieden sein. Und ist es auch nicht: "Da muss mehr kommen von mir", gibt er ehrlich zu. Zuletzt ging von ihm keinerlei Korbgefahr aus, ein couragiertes Ziehen zum Korb gab es kaum noch zu sehen. Den Grund für sein Leistungstief sieht der Nationalspieler in der Kombination aus mehreren Faktoren. "Die EM steckt noch ein bisschen in den Knochen." Auch sei er - wegen der EM - erst sehr spät zur Vorbereitung der Mannschaft gestoßen.
Besonders macht ihm wohl zu schaffen, dass sich seine Rolle stark verändert hat. "Es ist eine Umstellung für mich, von der Bank zu kommen." In der Startformation steht inzwischen der auch nicht überzeugende Rashad Wright. Hamanns Einsatzzeiten lagen zuletzt im Schnitt bei 15 Minuten.
Seine momentane Situation sieht er als "schwierig" an: "Wenn du für vier Minuten rein kommst und dann wieder raus musst, ist es schwer, einen Rhythmus zu finden." Alba im Oktober 2009: Hamann wie das Team suchen noch nach dem richtigen Rhythmus.