Marco Baldi kann die Frage schon „nicht mehr hören“. Dauernd soll der Geschäftsführer von Alba Berlin erklären, was passiert, wenn. Ja, wenn das Berliner Basketballteam am Sonntag (Beginn 17 Uhr) in der O2 World nicht den erhofften Sprung in die Europaliga schaffen sollte. Baldi möchte sich am liebsten „gar nicht mit diesem Szenario beschäftigen“ vor dem so wichtigen Spiel gegen BC Maroussi aus Athen. „Wir können es schaffen – und wir glauben an unsere Chance.“
Die Ausgangsposition ist klar: Es geht um den 24. und letzten Platz in der Europaliga, der hinter der nordamerikanischen Profiliga NBA wohl zweitbesten Liga der Welt. Da Berlin am vergangenen Dienstag das Hinspiel bei den Griechen nach sehr guter ersten Hälfte am Ende dennoch mit 70:79 verloren hat, muss die Mannschaft von Cheftrainer Luka Pavicevic („Das wird ein ganz hartes Stück Arbeit“) nun vor eigenem Publikum mit mindestens zehn Punkten Differenz gewinnen. Bei neun Zählern würde es eine Verlängerung geben.
„Wir gehören in die Europaliga“, sagt Blagota Sekulic, im Hinspiel mit 14 Punkten erfolgreichster Berliner. Er gibt zu, dass „einer der Gründe für mich, in Berlin zu bleiben“, die Aussicht auf die Teilnahme an der Europaliga war. „Es wäre enttäuschend, wenn wir es nicht schaffen“, fügt Julius Jenkins an, Albas in den vergangenen Jahren beständigster und bester Spieler. „Schließlich willst du dich doch mit den Besten messen – das geht nur in der Europaliga.“
Und eben nicht im Eurocup, sozusagen der zweiten Liga, in der Alba im Falle eines Scheiterns gegen Maroussi spielen müsste. Keine Frage: Für die Berliner steht sehr viel auf dem Spiel. Nicht einmal unbedingt finanziell. Es mache keinen wirklich großen Unterschied, in welchem Wettbewerb man nun europäisch spiele, sagt Baldi. Höheren Einnahmen in der Europaliga stünden höhere Ausgaben durch die anspruchsvollen Europaliga-Standards entgegen.
Doch das Image steht auf dem Spiel. Die Chefs der Europaliga hatten Alba schon eine goldene Brücke gebaut, indem sie dem Klub (im Kampf um die deutsche Meisterschaft und die direkte Europaliga-Teilnahme gescheitert) eine Wildcard für die Qualifizierungsrunde zugestanden haben. „Das zeigt, welche Reputation wir haben“, sagt Axel Schweitzer, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Mit im Schnitt über 11.000 Zuschauern war Alba in der Saison 2008/09 in der Europaliga spitze. Marco Baldi wurde von den anderen Klubs zum „Manager des Jahres“ gekürt.
Doch jetzt müssen die Berliner ihren Anspruch, zu den Besten zu gehören, den Zuschauern immer das Beste bieten zu wollen, auch sportlich untermauern. „Alle müssen zeigen, dass wir die Europaliga unbedingt wollen“, hat Baldi im Vorfeld gefordert. Die Berliner Fans haben verstanden: Es werden weit mehr als die 11.300 Besucher erwartet, die Alba bereits beim Erfolg in der ersten Quali-Runde gegen Le Mans unterstützten.
Was wäre, wenn? „Dann“, so Baldi, „würden wir das auch überleben.“