Morgenpost Online: Herr Schweitzer, haben Sie sich inzwischen damit abgefunden, dass Alba nicht Deutscher Meister geworden ist?
Axel Schweitzer: Unmittelbar nach unserem Ausscheiden war die Enttäuschung natürlich groß. Ich stehe zum einen beim Klub in der Verantwortung, bin aber auch Fan von Alba. Als die Emotionen dann überwunden waren, fragt man sich: Wo stehen wir eigentlich?
Morgenpost Online: Zumindest ist Alba sportlich nicht die Nummer eins in Deutschland.
Schweitzer: Für mich steht dennoch fest: Es war eine erfolgreiche Saison, auch wenn wir nicht Meister geworden sind. Wir wurden Pokalsieger, haben in der Europaliga weit über den Erwartungen gespielt und im ersten Jahr in der neuen Halle Zuschauerrekorde aufgestellt. Wir sind grundsätzlich auf dem richtigen Weg – und werden ihn weiter gehen.
Morgenpost Online: Wie sieht dieser Weg aus?
Schweitzer: Wichtig ist uns vor allem Kontinuität. Wir haben das mit der Verlängerung des Vertrages mit Trainer Luka Pavicevic dokumentiert, aber auch bei wesentlichen Spielern. Vor einem Jahr bereits haben wir mit Julius Jenkins einen langfristigen Vertrag abgeschlossen, in der vergangenen Saison vorzeitig mit Immanuel McElroy verlängert, auch Philip Zwiener bleibt bei uns. Wir werden sicher nicht alle zwölf Spieler der Vorsaison wieder sehen, aber die Kontinuität dürfte groß sein.
Morgenpost Online: Wie trifft Alba die Finanzkrise?
Schweitzer: Nach dem 15. September 2008, dem Untergang der Lehman Bank, gab und gibt es nicht nur dramatische Auswirkungen auf den Finanzbereich und die Gesamtwirtschaft. Ich prophezeie signifikante Auswirkungen auf den Sport. Und damit auch auf den Basketball.
Morgenpost Online: Sponsoren ziehen sich aus dem Sport zurück, hat Alba in dieser Hinsicht schon Konsequenzen von Partnern gespürt?
Schweitzer: Wir sind nicht abgekoppelt von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Auch uns wird das mittelfristig betreffen. Auch wir müssen haushalten.
Morgenpost Online: Wie steht es denn mit Ihrem Unternehmen, der Alba AG? Gibt es vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation grundsätzliche Überlegungen, ob als Sponsor so weitergemacht werden kann wie bisher?
Schweitzer: Die Alba AG steht trotz der gesamtwirtschaftlichen Situation vernünftig und gesund da, weshalb wir auch an den Grundfesten festhalten. Dazu gehört das Engagement im Basketball ebenso wie unser Engagement für krebskranke Kinder bei „KINDerLEBEN“. Gerade in diesen Zeiten ist es umso wichtiger, ein solches Engagement weiter zu führen. Wenn alles wunderbar ist und die Sonne scheint, ist dies natürlich sehr viel einfacher.
Morgenpost Online: Der Etat des Basketballteams dürfte gegenüber der Vorsaison (Anm. d. Red.: gut acht Millionen Euro) – entgegen früherer Planungen – wohl nicht erhöht werden.
Schweitzer: Davon würde ich ausgehen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir zum Saisonstart am 29. September mit einem sehr wettbewerbsfähigen Team antreten werden.
Morgenpost Online: Es geht dann gleich um sehr viel – um den Platz in der Europaliga.
Schweitzer: Ja, es beginnt mit einem Paukenschlag. Das ist super spannend und kann prägend für die weitere Saison sein. Entweder wir starten in der Europaliga und mit einem Erfolgserlebnis oder – im meiner Meinung nach unwahrscheinlichen anderen Fall – man muss lernen, auch damit umzugehen und dennoch eine erfolgreiche Saison spielen.
Morgenpost Online: Gibt es bei den Planungen zwei Szenarien: Plan A mit Europaliga, Plan B mit dem EuroCup?
Schweitzer: Wir planen mit Plan A.
Morgenpost Online: In der kommenden Saison wird es wieder interessant sein, zu beobachten, wie lange deutsche Spieler zum Einsatz kommen. Vier statt drei sind nun neuerdings Pflicht auf dem Spielberichtsbogen. Ist das Ihrer Meinung nach genug?
Schweitzer: Aus meiner Sicht nicht. Grundsätzlich war der Weg in den vergangenen Jahren, von null auf immerhin vier zu kommen, ja richtig. Die Frage lautet jetzt: Wie geht es weiter? Da muss die Liga eine klare Führung vorgeben. Die Aussage, wir wollen diesen Weg weiter gehen, haben wir aber nicht.
Morgenpost Online: Bei Alba saßen zuletzt deutsche Nationalspieler wie Zwiener und Herber auch fast nur auf der Bank.
Schweitzer: Luka sagt ja nicht: Du bist Deutscher und spielst daher nicht. Er will und soll den größtmöglichen sportlichen Erfolg haben. Deshalb möchte ich, dass die Rahmenbedingungen verändert werden. Dafür brauchen wir eine andere Diskussion. Es darf nicht heißen: möglichst viel Mittelmaß. Sondern: Wir wollen die Besten voranbringen und den Talenten eine Chance geben, dass sie aufgebaut werden können.
Morgenpost Online: Wie gesagt, freiwillig setzt aber auch Alba kaum Deutsche ein.
Schweitzer: Wir lassen uns gern dazu zwingen. Wenn wir eine höhere Quote fordern, dann fordern wir diese nicht nur für andere, sondern auch für uns. Natürlich geht das nicht von einem Tag auf den anderen. Aber die Richtung muss klar sein. Zum Beispiel: Es wird von vier auf sechs erhöht, wir lassen uns dafür zwei Jahre Zeit. Um die Chance zu haben, den Nachwuchs etwas zu entwickeln. Denn es kann nicht sein, dass sechs Deutsche Pflicht sind, wir damit aber das Niveau deutlich senken. Daher macht es Sinn, das über einen Zeitraum zu bauen.
Axel Schweitzer fungiert als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Alba Berlin Basketball GmbH. Der 40-Jährige ist Mitglied des Vorstandes des Entsorgungs- und Recycling-Unternehmens Alba AG, Namens- und Hauptsponsor des Berliner Basketballteams.