Berlin. Hürdensprinterinnen Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder freuen sich über Silber und Bronze nach schwierigem Saisonverlauf.

Im Glücksgefühl ihres Erfolges erinnerte sich Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz an den steinigen Weg zu ihrem EM-Silber. Verletzungsbedingt war die Wattenscheiderin zu Beginn der Saison lange zum Zuschauen verdammt – und musste währenddessen zu kuriosen „Trainingsmethoden“ greifen.

Halli-Galli, um fit zu bleiben

„Ich habe Halli-Galli gespielt, weil ich das Gefühl hatte, so halte ich mich wenigsten reaktionsmäßig fit“, sagte die 26-Jährige. Das Gesellschaftsspiel, bei dem man so schnell wie möglich auf eine kleine Glocke schlagen muss, scheint geholfen zu haben: Mit Platz zwei über die 100 m Hürden belohnte sie sich für ihren Durchhaltewillen.

Verletzungen bremsten Roleder aus

Genauso wie Cindy Roleder: Bronze war für die Hallenserin ebenfalls eine Genugtuung. Die 28-Jährige hatte wegen einer Ischiasentzündung im vergangenen Jahr ihre Saison vorzeitig abbrechen müssen und auch die WM in London verpasst. Doch nach dem Doppelschlag in Berlin ist klar: Die starken deutschen Hürdensprinterinnen sind zurück.

„Ich hatte ein schweres Jahr. Ich habe mir gedacht: Wenn du es schaffst, mit einer Medaille um den Hals aus Berlin rauszugehen, dann kannst du Großes schaffen“, sagte Dutkiewicz: „Ich war im April verletzt und Ende Mai bis Juni. Ich dachte, das wird nichts mehr. Als alle schon Gas gegeben haben, habe ich noch Aqua-Jogging gemacht.“

Erst bremste sie eine Rückenblockade aus, dann ein Muskelfaserriss im Oberschenkel. „Es war ein mentales Auf und Ab in den letzten Monaten“, sagte sie: „Die Medaille bedeutet da sehr viel.“

Dutkiewicz hat aus der Saison gelernt

„Ich habe wirklich wenig trainiert, fern von meinem Plan“, sagte sie: „Das zeigt mir, dass man die Pläne nicht steif abarbeiten muss. Manchmal hilft es, auf seinen Körper zu hören. Wenn der Signale sendet, dass jetzt mal drei Wochen Schluss ist, dann muss ich das ernst nehmen.“

Eine Auszeit hat auch Roleder hinter sich. Umso glücklicher war sie mit Bronze, auch wenn es mit dem erneuten EM-Gold wie vor zwei Jahren in Amsterdam nicht klappte. „Natürlich wollte ich es den Mädels so schwer wie möglich machen, mir den Titel wegzunehmen“, sagte sie nach dem Sieg von Elwira Herman aus Weißrussland: „Aber ein dritter Platz, eine Medaille um den Hals, ist immer super. Nach dem letzten Jahr mit der schweren Verletzung bin ich jetzt zurück.“

Kontinental sind die Deutschen dominant, bei den Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Doha kommen aber die starken US-Sprinterinnen und die Jamaikanerinnen wieder hinzu – diese können noch ganz andere Zeiten laufen. „An die Amerikanerinnen denke ich noch gar nicht, die habe ich mir dieses Jahr auch nicht angeguckt“, sagte Dutkiewicz.

Übertriebenen Respekt müssen die Deutschen jedenfalls nicht haben

2015 bei der WM holte Roleder trotz der starken Konkurrenz Silber, im vergangenen Jahr Dutkiewicz Bronze – trotz der schlechteren Vorleistungen. Denn: Beide können inzwischen dem Druck bei internationalen Meisterschaften standhalten. In Berlin war am Abend genau beim Start ein Gewitter aufgekommen. „Am Start hatten wir Rückenwind und ab der fünften Hürde Gegenwind. Dadurch kam ich zu dicht an die Hürden“, berichtete Roleder. „Ich habe drei Hürden abgeräumt und war mir nicht sicher, noch Bronze zu gewinnen.“ Auch für Dutkiewicz war vieles ungewohnt: „Bei der WM war der dritte Platz so überraschend und wunderbar. Solche Emotionen bekommt man nicht noch einmal Bei der WM war ich losgelöst, nun war es ein Happy End.“

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