Ohne seinen Rüssel wäre ein Elefant nichts. Der Rüssel ist das wichtigste Körperteil eines Dickhäuters. Ein Multifunktionsgerät, das nicht nur, wie lange angenommen, zum Riechen, Essen und Trinken dient, sondern das auch als Waffe, beim Sex oder sogar als Laubbläser eingesetzt wird.
Der Rüssel hat sich im Laufe der Stammesgeschichte aus der Nase und Teilen der Oberlippe entwickelt. Mit einer Länge von bis zu 1,50 Meter und einem Gewicht von bis zu 135 Kilogramm dürfte es sich um die längste und schwerste Nase im Tierreich handeln. Für die extreme Beweglichkeit sorgen über 40.000 zum Teil zu Bündeln verflochtene Muskeln. Der Rüssel enthält kein Nasenbein oder andere Knochen. In erster Linie dient der Elefantenrüssel natürlich als Riechorgan. Und das ist außerordentlich leistungsstark: Elefanten haben den mit am besten entwickelten Geruchssinn aller Säugetiere. Das zeigen Vergleiche der Anzahl der Gene für Geruchsrezeptoren. Der Afrikanische Elefant hat rund 2000 Gene, das sind doppelt so viele Geruchsrezeptorgene wie bei Hunden und fünf Mal so viele wie beim Menschen. Dass Elefanten über ein überragendes Riechvermögen verfügen, zeigt auch die Praxis. Sie können Wasser auf zehn Kilometer Entfernung riechen. Und sie sind auch dringend auf einen guten Geruchsinn angewiesen, da ihre Sehkraft eher schwach ausgebildet ist. Um Düfte besser wahrnehmen zu können, strecken Elefanten übrigens ihren Rüssel steil in die Luft oder schwenken ihn beim Laufen stetig hin und her.
Neben den Riechzellen beherbergt der Rüssel weitere Sinneszellen. An der Rüsselspitze befinden sich äußerst empfindliche Tasthaare, mit denen die grauen Riesen kleinste Unebenheiten registrieren können. Zugleich ist der Rüssel für die Nahrungsaufnahme und den Getränkenachschub ein äußerst nützliches Werkzeug. Elefanten können mit ihm in bis zu sieben Metern Höhe Zweige abbrechen oder Wasser aufsaugen, um es dann in den Mund zu transportieren. Mit einem Zug kann ein Elefant rund zehn Liter Wasser aufnehmen. Diese Kapazität versetzt ihn in die Lage, innerhalb von fünf Minuten 200 Liter Wasser zu trinken. Am Rüsselende haben Elefanten sogenannte Rüsselfinger. Das sind Hautlappen, mit denen die Dickhüter ihren mit Wasser gefüllten Rüssel dicht verschließen können.
Apropos Wasser. Beim Baden oder beim Durchqueren eines Flusses setzen Elefanten ihren Rüssel gerne auch mal als körpereigenen Schnorchel ein. Und sie können ihren Rüssel sogar als „Laubbläser“ benutzen. Das zeigen Experimente in einem japanischen Zoo. Dort platzierten Wissenschaftler Äpfel, Kartoffeln und Laub im Graben des Elefantengeheges in einer solchen Entfernung, dass die Elefanten nicht herankamen. Aber die schlauen Dickhäuter pusteten einfach mit ihren Rüsseln das Futter an eine Stelle, die sie bequem zur Futteraufnahme erreichen konnten.
Selbst beim Sex setzen die Dickhäuter ihre Rüssel ein. Zumindest männliche Elefanten. Die masturbieren nämlich ganz gerne mal mit Hilfe ihres Rüssels. Und ab und an stimulieren sich offensichtlich auch zu homosexuellen Tendenzen neigende Elefantenmänner gegenseitig in der Genitalregion. Eine Art nasaler Sex. Der Rüssel kommt aber auch häufig bei sozialen Kontakten zur Anwendung. In Elefantenkreisen berührt man sich zur Begrüßung schon mal kurz mit dem Rüssel. Das ersetzt quasi den menschlichen Handschlag. Befreundende Elefanten stecken sich gegenseitig ihre Rüssel ins Maul oder verschlingen gar ihre Rüssel miteinander und schaukeln mit ihnen.
Last but not least kann der Rüssel auch dank seiner Größe seines Gewichts und seiner Muskelkraft als Schlagwaffe verwendet werden. Dabei wird der Rüssel zuerst eingerollt und dann ähnlich wie einer Peitsche blitzartig wieder ausgestreckt. Die Schlagkraft reicht locker aus, um einen Löwen zu töten.
Wozu hat der Elefant eigentlich einen so langen Rüssel?
Janno, 7 Jahre