Usedom - bekannt für seinen Sonnenreichtum (1906 Sonnenstunden im Jahr), eine ausgeprägte Seebäderkultur (Heringsdorf, Bansin, Ahlbeck) und nicht zuletzt die Nähe zur Hauptstadt als “Badewanne Berlins“ - zieht unvermindert auch zur Nebensaison seine Gäste an.
Sie heißen "Künstlerhaus" oder "Sonnenhaus, "Mein Traum" oder (immerhin stolze 15 Gehminuten vom Strand entfernt!) "Haus am Meer". Die ausnahmslos hübschen Ferienhäuser im Süden Zempins, dem mit knapp 1000 Einwohnern kleinsten Seebad auf Usedom, tragen vielversprechende Namen. Vor ihnen parken Autos aus München und Hamburg, Bayreuth, Berlin und Recklinghausen.
Usedom - bekannt für seinen Sonnenreichtum (1906 Sonnenstunden im Jahr), eine ausgeprägte Seebäderkultur (Heringsdorf, Bansin, Ahlbeck) und nicht zuletzt die Nähe zur Hauptstadt als "Badewanne Berlins" - zieht also unvermindert auch zur Nebensaison seine Gäste an. Die Finanzkrise mag dabei geholfen haben, dass die Deutschen ihr Land als Reiseland wiederentdeckten. Usedom hat ihnen dabei stets ein gutes Ziel abgegeben. Mondänes Strandleben vor klassizistischer Bäderarchitektur ist hier genauso zu haben wie naturnahes Erleben bei der Wanderung am Achterwasser. Dazu gibt es Erbauung am technisch-historischen Fortschritt (Peenemünde) und an Kultur von Lessing bis Loriot (Vorpommersche Landesbühne Zinnowitz). Zudem reichen die Formen der Entspannung von der Ahlbeck-Therme im Süden bis zum Tierpark Wolgast im Norden - und alles zusammen für Urlaubsvielfalt auf überschaubarem Raum.
Lieber hier als in der Karibik
Warum also in die Ferne schweifen? Das sieht auch Familie Haupt so: "Wozu Karibik, wenn es doch hier in Zempin alles gibt: weißen Sandstrand, klarstes Wasser und heiße Sonne - und dazu noch das tolle Malvenhaus", schreibt sie ins Gästebuch unseres Feriendomizils. Hierhin, in dieses "Malvenhaus", sind wir also geflüchtet aus der Hektik der Großstadt und in die Nachbarschaft all der anderen Sonnen- und Sinnsucher aus ganz Deutschland, die ihre großen Autos vor die Ferienhäuser mit den vielversprechenden Namen gestellt haben.
Nun gut, das mit der heißen Sonne, das stimmt jetzt nicht mehr so ganz, aber ansonsten? Das Haus ist großartig, weil es einen poetischen Namen hat und die Malve als Namensgeber purpurrot vor dem Haus wächst. Weil ein attraktiver Flechtzaun nicht nur einen sonnenüberfluteten 650 Quadratmeter großen Garten beschützt, sondern auch eine kleine Kräuterecke in selbigem liegt mit Basilikum und Zitronen-Thymian, mit Oregano, Rosmarin und Petersilie.
Weil das im Stil der örtlichen Fischerhäuser gehaltene Reetdach-Domizil auf seinen 100 Quadratmetern von den erdfarbenen Fliesen in der Küche über die gar nicht kitschigen Strandgemälde an den Wänden bis zu der geflochtenen Ente im Bad sowohl Liebe zum Detail als auch Nähe zur Natur verrät. Und weil die Kinder oben im "Relaxraum" DVDs schauen können, während sich unten die Erwachsenen in der Sauna entspannen.
Keine Haute Couture
Nun gut, mag der gemeine Urlauber denken, das gibt es auch in anderen Ferienhäusern. Stimmt, aber in Zempin passt das alles so schön zur natürlichen Umgebung. Hier wird keine Haute Couture vor einer Seebrücke präsentiert (weil das kleine Seebad auch nur in den 30er-Jahren mal eine solche hatte, die aber alsbald verfiel) oder Scholle zu gesalzenen Preisen an der Promenade stilvoll zu Munde geführt. Sondern sich in Cordhosen das Rad bei Rolf Magosch in der Wald- oder bei Reineckes in der Fischerstraße ausgeliehen und des Abends ein vorzüglicher, am Morgen frisch gefangener und bei Familie Schätzchen in der Fischerstraße erstandener Zander in die Pfanne gehauen.
Bodenständig, naturnah - dieses Wort umweht hier jeden Gast wie der Wind den Wanderer entlang des Achterwassers. Denn an keinem Ort auf Usedom sind das Achterwasser und das Meer so nah beieinander wie hier im Norden der Insel. Gerade einmal gemütliche 30 Minuten geht man in Zempin vom bescheidenen Achterwasser-Hafen zum kleinen Kurplatz an der Küste.
Und ein "Orts- und Naturlehrpfad" führt in nur 90 Minuten zu allen Sehenswürdigkeiten vom Schilfrohr bis zum Sandstrand. Vorbei am Dorfkern mit alter Schule und Feuerwehr, geht es entlang des Achterwassers unter Schwarzpappeln und Weiden. Vorbei an Beifuß, Gemeiner Grasnelke und Huflattich bis zu einem märchenhaften Farnenmeer in der "Hexenheide" vor der Küste. Schautafeln erklären Kräuter und Blumen, und man lernt, sich an kleinen Dingen zu erfreuen wie einem Admiral auf einer Brennnessel.
Exotisch genug
Nicht exotisch genug? Es geht auch anders. Nur zwei Bahnstationen weiter wartet mit dem Schmetterlingspark Trassenheide "Europas größte Schmetterlingsfarm" (O-Ton Veranstalter). Auf 5000 Quadratmetern lässt sich hier bei Treibhaustemperaturen so Exotisches wie ein Blauer Morpho bei der Paarung auf einem Mangobaumblatt oder die Balz zweier Königs-Schwalbenschwanz-Männchen um ein Weibchen auf einer Lantana-Blüte beobachten. Schweißgebadet verlässt man das Treibhaus voller Eindrücke. Karibik? Pah! Die holen wir uns hierher! Und wohnen in Häusern, deren Namen schon pure Verheißung sind, hier in Zempin auf Usedom, das man nach nur wenigen Tagen schon als anderer Mensch verlässt, als der man gekommen ist.