Urlaub

Die neue Freiheit auf Mallorca

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Ralph Schulze
 „Das wird ein sehr gutes, ein außergewöhnliches Jahr werden“, sagt José Hila, der Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma.

 „Das wird ein sehr gutes, ein außergewöhnliches Jahr werden“, sagt José Hila, der Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma.

Foto: JAIME REINA / AFP

Inselregierung sieht keine Einschränkungen durch den Ukraine-Krieg und rechnet mit einer Rekordsaison.

Palma de Mallorca. „Freunde, es geht wieder los“, verkündet Mallorcas berühmtester Vergnügungstempel. Seit Ausbruch der Pandemie war der Megapark im Herzen des „Ballermann“-Partyviertels an der Playa de Palma geschlossen. Nun, zwei Jahre später, nachdem fast alle Corona-Beschränkungen auf der spanischen Ferieninsel gefallen sind, öffnet der legendäre Eventpalast wieder, der von sich behauptet: „Wir sind Europas größter Open-Air-Biergarten.“

Schon bald, zu Beginn der Ostersaison, soll die Fiesta im Megapark, in den 4000 Menschen passen, starten. Es gibt wenig Zweifel, dass der Partyclub dann, wie in alten Zeiten, gerammelt voll sein wird. Denn Mallorca, die beliebteste europäische Ferieninsel, erlebt gerade einen enormen Buchungsboom, der vor allem eines zeigt: „Die Sehnsucht nach Sonne und Meer“, wie es Deutschlands Tui-Chef Stefan Baumert formuliert, ist nach zwei entbehrungsreichen Corona-Jahren riesengroß.

Die Rückkehr des Megaparks symbolisiert die Aufbruchsstimmung, die auf der Mittelmeerinsel zu spüren ist. In Hotels und Restaurants werden Fenster und Böden geputzt. Die 3G-Schilder an den Eingangstüren werden abgekratzt – jetzt ist wieder jedermann, egal ob geimpft, genesen oder getestet, in Herbergen und Gasthäusern willkommen. Der Megapark, Tui und viele andere Unternehmen der mallorquinischen Urlaubsbranche stellen in diesen Tagen Heerscharen von Mitarbeitern ein.

Mallorca rüstet sich für einen Neuanfang im Jahr Null nach der schlimmsten Tourismuskrise, welche die Insel in diesem Jahrhundert erlebt hat. Eine pandemiebedingte Krise, welche die Touristenzahl einbrechen ließ und viele Betriebe der Reiseindustrie an den Rand des Ruins trieb. Nun meldet sich das Ferienparadies in der Normalität zurück – und es herrscht angesichts des sich abzeichnenden Gästeansturms ziemlich großer Optimismus.

Krise könnte Urlauberströme auf die Balearen lenken

„Das wird ein sehr gutes, ein außergewöhnliches Jahr werden“, sagt José Hila, der Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma. „Wir alle verdienen dies auch.“ Auch in der Reisebranche ist man voller Hoffnung. „Die Nachfrage für die Lieblingsinsel der deutschen Urlaubsgäste steigt stetig“, meldet Tui, Europas größter Reisekonzern. Schon über Ostern könnte es auf Mallorca voll werden. Wegen des erwarteten Runs werden dann schon fast alle Hotels geöffnet sein, verkündet der Hotelierverband Fehm.

Könnte der Krieg in der Ukraine den Boom auf der Baleareninsel Mallorca wieder abwürgen? Derzeit sieht es kaum danach aus. „Bis jetzt ist Mallorca nicht durch die Konsequenzen des Krieges betroffen“, sagte die regionale Regierungschefin Francina Armengol beim Startschuss der Tourismuskampagne für das Jahr 2022.

Der Wirtschaftsprofessor Toni Riera von der Uni in Palma schließt nicht aus, dass der Krieg die Lust auf Urlaub am fernen Mittelmeer möglicherweise sogar noch antreibt. „Die geopolitische Unsicherheit im Osten von Europa kann Urlauberströme in Richtung der Balearen lenken“, sagte er der „Mallorca Zeitung“. Allerdings dürften durch die steigenden Treibstoffkosten die Flugpreise steigen.

Doch nach bisheriger Lage ist die Lust auf das Ferienparadies so groß, dass 2022 ein Rekordjahr für Mallorca werden könnte. Nach Angaben der spanischen Flugbehörde Aecfa werden auf dem Airport Palma von April bis Oktober 175.974 Starts und Landungen erwartet – 4,1 Prozent mehr als 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Da größere Maschinen als 2019 benutzt werden, steigt die Zahl der angebotenen Sitzplätze sogar um 11,5 Prozent auf 31,3 Millionen.

Für Zuversicht sorgt aber nicht nur der Buchungsaufschwung, sondern ebenfalls die insgesamt hoffnungsvolle Entwicklung der Corona-Pandemie. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca lag zuletzt bei annähernd 240 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner. Das ist ein moderates Niveau deutlich unterhalb der Zahlen in Deutschland. Allerdings steigen seit einigen Tagen auch auf Mallorca wieder die Infektionszahlen. Die Lage in den Inselhospitälern ist jedoch weiterhin entspannt. Derzeit sind nur zehn Prozent der dortigen Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt.

Dank dieser guten Entwicklung herrscht inzwischen weitgehende Bewegungsfreiheit. Die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet), die monatelang für Restaurants, Bars und Freizeiteinrichtungen galt, wurde komplett gestrichen. Auch die Maskenpflicht im Freien fiel weg. Der Schutz wird draußen nur noch empfohlen, wenn kein Abstand möglich ist. Lediglich in öffentlichen Innenräumen ist „oben mit“ weiterhin obligatorisch, also beim Betreten von Hotels, Restaurants, Shops, im Airport und in Verkehrsmitteln.

Bei der Ankunft auf Mallorca gibt es allerdings noch eine kleine Hürde: Alle aus dem Ausland anreisenden Besucher müssen auf dem Flughafen weiterhin ein Gesundheitszeugnis vorweisen – also entweder den Impf-, Genesungs- oder Testnachweis. Und die Ausfüllung eines Einreiseformulars auf dem „Spain-Travel-Health“-Portal ist weiterhin Pflicht.

„Es sieht so aus, als würde es eine gute Tourismus-Saison werden“, freut sich die „Mallorca-Zeitung“. So bleibt nur zu hoffen, dass Überraschungen ausbleiben und das immer noch ziemlich unberechenbare Coronavirus oder eine weitere Eskalation des Krieges in der Ukraine diese Hoffnung auf eine Rekordsaison nicht enttäuscht.