Nicht nur, dass isländische Vulkanasche praktisch ganz Europa lahm legen kann: Chilenische Asche beeinträchtigt sogar Australien. Und auch in Ostafrika raucht es.
Das Reisen mit Flugzeugen wird immer erschwinglicher, bequemer, sicherer und dank Biotreibstoff auch ökologischer. So hat erst jüngst der Weltluftfahrtverband IATA auf seiner Jahrestagung prophezeit, dass das Fliegen bald angenehmer für Passagiere, schonender für die Umwelt und lukrativer für die Airline-Aktionäre werde.
Die Zukunft für Passagiere und Umwelt sieht also rosig aus. Erstmals wurde der „ Checkpoint der Zukunft “ vorgestellt ( hier ein Video ), ein fast vollautomatisches System zur Sicherheitskontrolle, bei dem das Handgepäck in der Hand, der Laptop in der Tasche und die Schuhe an den Füßen bleiben können. Bei der Vorstellung wurde betont, dass Passagiere „mit Würde durch die Kontrollen kommen, ohne gestoppt zu werden, ohne sich ausziehen zu müssen und mit Sicherheit, ohne begrapscht zu werden“.
Für die Sicherheit kann so einiges getan werden. Doch gegen Naturgewalten wie etwa Vulkanausbrüche ist der Mensch machtlos. Was Wissenschaftler und geologisch interessierte Laien fasziniert, bringt Flugroutenplaner, die Flugsicherung und nicht zuletzt die Fluggesellschaften selbst ins Schwitzen. Und damit uns Passagiere.
Grímsvötn, Island
In Europa können wir ein Lied davon singen. Namen wie Grímsvötn oder Eyjafjallajökull gehen uns so leicht über die Zunge wie Wanne-Eickel oder Kyritz an der Knatter. Die gut 100.000 Quadratkilometer von Island bieten eben nicht nur Platz für Ponys und Schafe, Blaue Lagunen und Geländewagentestgelände, Flechten und Moose, sondern auch für Feuer und Eis, also Vulkane und Gletscher.
Letztere können höchstens Kreuzfahrtschiffen in die Quere kommen, die Flugasche der Vulkane hingegen kann bekanntlich dafür sorgen, dass tage-, wenn nicht wochenlang Flugzeuge am Boden bleiben. Mit Glück und politischer Auslegung der Sicherheitsregeln können Flugrouten verlegt werden.
So wurden neue Krisenzentren geschaffen, bessere Warnsysteme installiert und der "Vulkanasche-Notfallplan für Europa überarbeitet. Außerdem haben die Fluggesellschaften mehr Mitsprache bei der Verhängung von Flugverboten erhalten.
Was allerdings immer noch fehlt, ist ein einheitlicher Grenzwert für die Vulkanaschekonzentration in der Luft. Das ist jedoch problematisch, denn die Grenzwerte hängen letztlich auch von der Beschaffenheit der Asche ab.
Doch Island ist beileibe nicht der einzige Fleck auf diesem Planeten, der mit Vulkanen übersäht ist und somit immer ein potenzieller Flugverbotbringer sein wird.
Cordon Caulle, Chile
Auch zehn Tage nach dem Ausbruch in der Vulkan-Kette Caulle im Süden Chiles lähmt die ausgestoßene Asche den Flugverkehr in Teilen Südamerikas. Die Flughäfen in Buenos Aires, die auch am Montag geschlossen bleiben mussten, sollten frühestens im Laufe des Dienstag wieder den Betrieb aufnehmen.
Buenos Aires ist ein wichtiges Drehkreuz für Flüge im südlichen Teil von Südamerika, hunderte Verbindungen mussten gestrichen werden. Es seien bereits Millionenverluste entstanden. Die argentinische Regierung rief unterdessen den Notstand in der Landwirtschaft für die patagonischen Provinzen Neuquén, Chubut und Río Negro aus, um den betroffenen Bauern schnelle Hilfen bereitstellen zu können.
Die Wolke aus Vulkanasche über Buenos Aires halte sich dort wegen besonderer klimatischer Verhältnisse, teilten die Behörden mit. Sie stehe derzeit gar nicht mehr mit dem Vulkan in Verbindung. Dessen Asche wurde vom Wind erstmals Richtung Norden und damit auf chilenisches Gebiet getrieben. Im argentinischen Patagonien leiden vor allem die Schafbauern, die ihre Tiere in der steppenähnlichen, weiten Landschaft weiden lassen. Die knapp zwei Millionen Schafe sind schon durch mehrere trockene Jahre geschwächt und können wegen des Schnees im Winter der Südhalbkugel und wegen der Ascheschicht kaum noch Futter finden.
Auch die Reisepläne von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und des peruanischen Präsidenten Ollanta Humala kamen durcheinander. Ban musste am Montag von der Stadt Córdoba 700 Kilometer mit dem Auto durch die Pampa nach Buenos Aires fahren. An seinem 67. Geburtstag konnte er ein Frühstück an einer typischen argentinischen Raststätte mit Kaffee und Alfajores-Süßgebäck genießen.
Humala musste ein geplantes Essen mit dem uruguayischen Präsidenten José Mujica ausfallen lassen, um mit dem Schiff von Montevideo über den Rio de la Plata nach Buenos Aires zu gelangen. Sollten die Flughäfen weiter geschlossen bleiben, wird auch Ban am Dienstagabend in die Gegenrichtung über den Fluss schippern müssen.
In Australien dagegen hatte sich die chilenische Aschewolke so weit bewegt, dass einige Airlines den Flugbetrieb in Melbourne teilweise wieder aufnehmen und Tausende gestrandete Passagiere befördern konnten. Die Aschewolke könnte den Luftverkehr noch mehrere Tage behindern, teilte die australische Luftverkehrsbehörde mit.
Nach Medienangaben vom Dienstag waren zehntausend Menschen betroffen. Die Fluggesellschaften Qantas und Jetstar strichen alle Flüge von und nach Neuseeland. Auch bei anderen Gesellschaften wurden Verbindungen gestrichen oder hatten Verspätungen. Zehntausende Passagiere mussten sich in Geduld üben.
Dubbi, Eritrea
Glück im Unglück dagegen in Ostafrika: Die Auswirkungen der Aschewolke nach dem Ausbruch des Vulkans Dubbi in Eritrea auf den Flugverkehr in Ostafrika waren am Dienstag weiterhin gering. In der Nacht zu Dienstag seien ein Lufthansa-Flug von Frankfurt sowie ein Emirates Flug von Entebbe in Uganda nach Addis Abeba gestrichen worden, sagte Hailay Gebretsadik, Flughafenchef des Bole International Airport.
„Bisher hat der Vulkanausbruch die internationalen Flüge von und nach Addis heute morgen aber nicht beeinträchtigt“, sagte er. Lediglich Inlandsflüge nach Mekele nahe der äthiopisch-eritreischen Grenze seien gestrichen worden.
Da es am Dienstag in der äthiopischen Hauptstadt regnete, hoffte der Flughafenchef, dass sich die Aschewolke rasch auflösen könnte.
Der Dubbi war nach einer Reihe kleinerer Erdbeben am Sonntagabend ausgebrochen. Es handelte sich um die erste Eruption seit 150 Jahren. Die Aschewolke bewegt sich Berichten des israelischen Wetterdienstes zufolge in Richtung Saudi Arabien und Jordanien.
heg mit dpa/dapd