Dafür hat die Otto-Gruppe mit der Karlsruher Physics Information Technologies GmbH (Phi-T) die Gemeinschaftsfirma Phi-T Products & Services gegründet, wie Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader und der Phi-T-Mitbegründer und Physiker Michael Feindt gestern in Hamburg mitteilten. Von den verbesserten Prognosen verspricht sich Otto einen „entscheidenden Wettbewerbsvorteil“. Denn mit ihnen sollen zum einen die Verfügbarkeit der Waren und damit die Lieferbereitschaft optimiert und andererseits teure Überhangvolumina vermieden werden.
Hintergrund der Anstrengung sei die im Versandhandel wegen der Angebotsvielfalt und zunehmender Online-Geschäfte steigende Komplexität, für die herkömmliche Prognoseverfahren nicht mehr ausreichend präzise seien, sagte Schrader. Erste Tests mit dem neuen System hätten eine Verbesserung der Prognosegüte im Katalogbereich um 20 bis 30 Prozent, im Online-Bereich sogar um rund 50 Prozent ergeben. Grundlage aller Voraussagen mithilfe der Technologie ist die Eingabe von rund 200 Einkaufsdaten je Artikel wie beispielsweise Artikelbeschreibung, Versandtermin, Farbe und Größe. Zum Einsatz kommt ein „lernfähiges“ künstliches System, das Zusammenhänge zwischen diesen Daten und dem künftigen Absatz findet.
Aktuell wird das Verfahren zunächst für die Textilbereiche eingesetzt werden, die Sparten Einrichten und Technik sollen folgen. Langfristig sei die Ausdehnung auf weitere Unternehmen der Otto Group, auch im Bereich der Finanzdienstleistungen, vorgesehen. Die erhofften Einsparungen bezifferte Schrader allein für Bekleidung bei Otto auf rund 20 Millionen Euro pro Jahr. Er wollte zugleich nicht ausschließen, dass die neue Firma das Verfahren später als Dienstleistung am Markt anbietet.