Selbstversorgung mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten: Das wird in unseren Breitengraden nicht ohne Gewächshaus funktionieren. Expertin Gabriele Kleuvers erklärt, worauf man beim Bau achten muss.
Jochen A., Berlin: Ich möchte in unserem 500 m2 großen Garten ein erstes Modul-Gewächshaus errichten, dass ich später erweitern kann. Komplette Lebensmittel-Autarkie ist das Fernziel. Ich habe als ersten Schritt zehn alte Glasfenster mit Rahmen und auch Balken und Steine für das Fundament. Wie soll ich den Bau angehen? Ich hatte an ein rundes Dach aus Plexiglas gedacht, das dann immer wieder erneuert wird, die Fenster als Wände. Wie sieht es mit der Lüftung aus, wie hoch sollte die Schicht aus dem Komposthaufen sein? Gibt es automatisierte Sprinklersysteme? Ich möchte ausschließlich Gemüse anbauen, denn Tomaten und Paprika sind mir im vergangenen Jahr sogar im Freiland ganz gut gelungen.
Mit dem Gewächshaus will ich den Ertrag im nächsten Jahr stark erhöhen, denn die Familie ist auf den Geschmack gekommen. Die Kinder bestätigen, dass geschmacklich unsere selbst gezogenen Tomaten unvergleichlich viel leckerer sind, als alles was sie im Supermarkt bekommen. Welche Sorten kann man im Berliner Raum anbauen?
Gabriele Kleuvers: Allein schon der Weg, die eigenen Planungsideen zu einem eigenen, selbst gebauten Gewächshaus zu entwickeln, dürften interessant sein. Zur Größe: Bei einer möglichst langen Selbstversorgung sollten Sie pro Person mit drei bis vier Quadratmetern Anbaufläche rechnen, hinzu kommen die Bewegungsflächen innerhalb des Hauses. Für Gemüse reicht ein unbeheiztes Gewächshaus, sollten Sie aber zeitig im Jahr dort bereits Jungpflanzen kultivieren wollen, sollte das Haus auf Temperaturen von 15°C zu heizen sein.
Ausrichtung, Lüftung und Statik wichtig
Das Haus sollte mit seiner längsten Seite in Südrichtung liegen und möglichst nicht von Bäumen oder Nachbargebäuden beschattet werden. Wichtig ist eine ausreichende Lüftung. Bei dieser Ausrichtung sollten auf der Süd- und auf der Nordseite eine ausreichende Anzahl von Fenstern vorgesehen werden, die ein Querlüften an heißen Tagen ermöglicht.
An heißen Tagen kann auch eine Beschattung des Hauses erforderlich werden. Hier reichen eine Außenbeschattung mit Stroh- oder Bast-Matten, ein Kalkanstrich während der Sommerzeit oder auch eine professionellere Innenbeschattung aus Stoff.
Wichtig ist auch die Statik. Die gebrauchten Glasfenster ausschließlich für die Gewächshausseiten zu nutzen ist von Vorteil, da sie als Dachausbildung sehr schwer sind und unbedingt eine ausreichende Stützenanzahl vorhanden sein muss. Die geplante Rundbogen-Dachkonstruktion ist aufwändiger als eine normale Satteldachausbildung. Unabhängig von der Form muss immer bedacht werden, dass Schnee ein großes Gewicht für das Haus bedeuten kann.
Wird die Erde für die Beete entsprechend ausgehoben können sie neu wie ein Hochbeet aufgesetzt werden. Möchten Sie nur Kompost verwenden, sollte die Schicht nicht zu stark sein und oberflächig leicht eingearbeitet werden. Eine automatisierte Bewässerungsanlage ist angenehm, ist aber ein Kostenfaktor. Als Gemüsearten kommt sicher alles infrage, das frühzeitig im Jahr ausgesät und als Mischkultur weiter kultiviert werden kann. In zahlreichen Gartenbüchern finden Sie dazu geeignete Vorschläge.
Rechtshinweis: Wir bemühen uns, möglichst viele Fragen zu beantworten. Dennoch behalten die Experten sich vor, bestimmte Bereiche auszuklammern. Bei sensiblen Fragen werden die Nachnamen auf Wunsch anonymisiert. Einen Rechtsanspruch auf eine Antwort haben Sie nicht. Eine Haftung ist ausgeschlossen.
Wenn Sie Fragen an unsere Experten haben, können Sie diese per E-Mail schicken an ratgeber@morgenpost.de oder per Post an Berliner Morgenpost, Stichwort Ratgeber, Kurfürstendamm 21-22, 10874 Berlin