Ein Apfelbaum hat jahrzehntelang viele gute Früchte getragen. Plötzlich sind die Äpfel madig und verfault. Woran das liegen kann, erklärt Expertin Gabriele Kleuvers, die Parkleiterin im Britzer Garten.
Margit K., Heiligensee: Es geht um einen Boskop-Apfelbaum, der um 1920-30 gepflanzt wurde. Der Baum ist elf bis zwölf Meter hoch, die Krone hat einen Durchmesser von acht Metern, der Stammumfang in einem Meter Höhe beträgt 1,90 Meter. Er hat jedes Jahr mehrere Zentner gute Äpfel getragen. Seit Anfang August hat er täglich etwa einen Zehn-Liter-Eimer Äpfel abgeworfen – alle madig und verfault.
Vor zwei Jahren wurde der Baum von großen Ästen saniert, da mehrmals große Äste abgebrochen waren. Lohnt es sich, den Baum zu erhalten?
Gabriele Kleuvers: Auch wenn Ihr Apfelbaum schon 80 bis 90 Jahre alt ist und dieses Alter für einen Obstbaum wirklich als stattlich bezeichnet werden kann, scheint Ihr Baum bis zum Zeitpunkt des Astbruchs und dem daraufhin erfolgten Kronenschnitt doch sehr vital gewesen zu sein, sodass er Sie regelmäßig mit guten Äpfeln versorgte.
Ohne Ihren Baum gesehen und ohne weitere Beschreibung zum diesjährigen Kronenaufbau erhalten zu haben, vermute ich, dass sich nach den offenbar sehr umfangreich ausgeführten Schnittmaßnahmen und gerade aufgrund seiner hohen Vitalität in diesem Jahr eine Vielzahl von Wasserschossen gebildet haben. Die Krone des Baumes wird vermutlich während des gesamten Jahres eher dicht und kompakt gewesen sein.
Früchte bei viel Feuchtigkeit anfällig
In dicht belaubten Kronen erhalten die Früchte deutlich weniger Licht und Sonne und trocknen zumeist viel später am Tag von Tau oder Niederschlägen ab. Dieses verzögerte Trocknen macht die Früchte anfällig gegenüber Pilz- und Schorfkrankheiten. Sie faulen oftmals noch weit vor ihrer Ernte bereits am Baum und fallen ab.
Das Ausmaß der Schäden ist außerdem vom Umfang und der Intensität schwül-feuchter und dann wieder trockener Wetterperioden abhängig. Bevor über eine Fällung nachgedacht wird, sollten Sie Ihrem Baum zunächst die Chance geben, seine Balance wiederzufinden. Dies erreichen Sie am besten, wenn Sie im März/April bei frostfreiem Wetter zunächst alle nach innen gerichteten Triebe entfernen.
Im Rahmen eines Sommerschnitts Ende Juli oder Anfang August werden dann weitere Konkurrenztriebe entfernt oder schwach wachsende Triebe eingekürzt. In vielen Fällen ist es auch sinnvoll, diese Schnittarbeiten auf zwei Jahre zu verteilen.
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