Berlin. Cargobikes mit Hunde-Tür und ultraschlanke Pedelecs: Am Flughafen Tempelhof zeigen 200 Aussteller neue Fahrrad-Trends.
Ob die Ladefläche des neuesten Lastenrads wirklich eine Hundetür braucht? Babboe glaubt daran. Und die Kreationen dieses niederländischen Cargobike-Herstellers bleibt nur eine der Überraschungen, die Besucher der Fahrradmesse „Velo Berlin“ an diesem Wochenende erleben. Nach zweijähriger Corona-Pause führen nun 200 Aussteller am Flughafen Tempelhof vor, wie sich die Welt des Velos inzwischen weitergedreht hat.
Ein Spaziergang durch die Hangars zur Testfahrt-Fläche auf dem alten Rollfeld zeigt: Die E-Bikes werden immer schlanker, leistungsstärker, leichter. Lastenräder gibt es nun in ganzen Modellfamilien, mal mit Rikscha-Sitzen, mal mit Korb für Haustiere, mal mit Träger für Paletten. Aber gerade wer sich für eines der innovativen Produkte und Marktneuheiten entscheidet, muss mit etwas Unerfreulichem rechnen: Lieferzeiten von teilweise mehreren Monaten. „Bis zu 20 Wochen kann es schon dauern“, verrät zum Beispiel Babboe-Vertreterin Anke Bellack an ihrem Stand. „Es liegt oft an bestimmten Komponenten wie Bremsen. Wenn sie wegen Materialengpässen nicht lieferbar sind, wird das Lastenfahrrad nicht fertig.“
Wer ältere Modelle wählt, spart sich lange Lieferzeiten
Viele Hersteller in den Tempelhofer Hangers geben Rat und nennen den einfachsten Trick, wie man als Kunde sein Kaufglück beschleunigt: Dem Warten wegen gestörter Lieferketten kann man dadurch entgehen, dass man sich bewusst nicht für das allerneueste Fahrradmodell entscheidet, sondern für eines aus dem Vorjahr.
Aber auch dann wird man als Kunde bemerken, dass man genau wie viele andere einem Trend folgt. „Die zwischenzeitlich hohen Spritpreise haben die Nachfrage noch einmal erhöht“, erzählt Stephanie Horstman vom „Radhaus Berlin“, einer Potsdamer Handelskette mit acht Filialen in der Hauptstadt-Region. „Gerade bei E-Bikes kommen die Hersteller kaum hinterher.“ Und speziell die Fahrradmodelle mit elektrischer Unterstützung seien bei denen gefragt, die das eigene Auto abschaffen wollen.
Angesichts von rasch vergriffenen Modelltypen scheint die Möglichkeit, bei der „Velo Berlin“ verschiedene Modelle aller großen Produzenten auf der Rollfeld-Piste zu testen, umso wertvoller. Und nicht nur nebenbei geht es bei der Messe an diesem Wochenende auch um die Verkehrspolitik – die aus Sicht von Isabell Eberlein von der Agentur „Velo Concept“ den Trend zur Fortbewegung mit Tritt in die Pedale schneller anpassen muss als bisher. „Es geht um Kiezblocks und Spielstraßen. Und darum, wie man mit der Verkehrswende vorankommt“, sagte Eberlein zur Veranstaltungseröffnung. Den Messe-Sonntag erklärt sie zum „Tag der Diversität“ – etwa, weil bislang 60 Prozent der Frauen noch nicht in den Sattel steigen. Ob sich das durch Cargobikes mit Hundetüren ändern lässt?
Velo Berlin, Flughafen Tempelhof, Eingang Hangar 5 – U-Bhf. Paradestraße, Tageskarte 12 Euro
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