Zusatzuntersuchungen bei allen Frauen mit hoher Brustdichte verursachen hohe Kosten und viele Fehldiagnosen – bei geringem Nutzen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die ein US-Forscherteam diese Woche im Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht hat. Demnach könnten durch zusätzliche Untersuchungen bei 10.000 Frauen im Alter zwischen 50 und 74 drei bis vier Brustkrebs-Todesfälle verhindert werden. Dem stünden jedoch unnötige Biopsien bei 3500 Frauen ohne Krebs gegenüber, heißt es in der Studie.
„Nicht jede Frau mit dichten Brüsten bekommt Krebs“, betont Karla Kerlikowske von der Universität von Kalifornien in San Francisco, eine Mitautorin der Studie. „Es gibt Frauen mit dichtem Gewebe, die kein hohes Krebsrisiko haben.“ In den USA haben 19 Staaten Gesetze verabschiedet, wonach Frauen ein Recht auf Benachrichtigung haben, wenn bei ihrer Mammografie eine hohe Gewebedichte in der Brust festgestellt wurde. Unklar ist jedoch, wie sie auf diesen Befund reagieren sollen. Manche Gesetze legen zusätzliche Untersuchungen nahe.
Den Forschern ging es unter anderem um die Frage, wie Hochrisiko-Patientinnen ermittelt und besser untersucht werden können. „Wir müssen alternative Untersuchungsmethoden für Frauen mit dichten Brüsten erforschen“, betont der Leiter der Studie, Epidemiologe Brian Sprague vom Krebszentrum der Universität von Vermont. Ganz oben auf der Liste neuer Methoden steht die 3-D-Mammografie, mit der das Gewebe aus verschiedenen Winkeln betrachtet werden kann.
Rund 40 Prozent derer, die sich einer Mammografie unterziehen, haben eine hohe Gewebedichte in der Brust, entweder relativ verbreitet oder extrem dicht. Während lockeres Fettgewebe auf den Röntgenbildern der Brust dunkel erscheint, wird dichtes Gewebe – Milch produzierendes und Bindegewebe – weiß abgebildet, genau wie potenzielle Krebsstellen.
Radiologen teilen die Dichtestufen in vier Kategorien ein: Nahezu komplettes Fettgewebe, verstreute Bereiche dichten Gewebes, relativ verbreitete Dichte und sehr dicht. Eine standardisierte Messmethode gibt es laut Otis Brawley, der medizinische Leiter der American Cancer Society, nicht. Kerlikowske zufolge nimmt die Dichte meist mit zunehmendem Alter ab, sodass sich auch das Krebsrisiko verändert. Die Menge des Fettgewebes ist auch davon abhängig, wann eine Frau ein Kind bekommen hat.