Der heilige Nikolaus geht nach Wissenschaftsmeinung auf gleich zwei historische Figuren zurück.
– Hinter dem Geschenkebringer stecke nicht nur der Bischof von Myra, sondern auch der im sechsten Jahrhundert gestorbene Abt von Sion und Bischof von Pinora in Kleinasien gleichen Namens, sagte die Münchner Kulturwissenschaftlerin Annegret Braun den „Ruhr-Nachrichten“ (Donnerstag). Die beiden seien zu einem „Barmherzigen, der Gutes tut“, verschmolzen. Bischof Nikolaus von Myra lebte wohl im vierten Jahrhundert in Lykien an der heute türkischen Mittelmeerküste. Bischof Nikolaus von Pinora, starb am 10. Dezember 564 in Lykien.
Der Brauch, Kindern am 6. Dezember Gaben zu bringen, entstand laut Braun im Mittelalter in den Klosterschulen. Seit dem 17. Jahrhundert komme der Nikolaus in die Häuser. „Hier ist die Bedeutung des Belohnens wichtig. Die Kinder mussten Gedichte und Gebete aufsagen, um vom Nikolaus ein Geschenk zu erhalten“, erläuterte die Wissenschaftlerin.
Später habe sich der Nikolaus zum starken religiösen Erziehungsmittel entwickelt. Dabei sei sein Begleiter, Knecht Ruprecht oder Krampus, der Strafende gewesen – entweder mit der Rute oder indem er drohte, das Kind in den Sack zu stecken und mitzunehmen. „Man kann sich vorstellen, welche Ängste die Kinder ausgestanden haben.“ Heute sei man davon abgekommen und nehme eher Engel als Begleiter, sagte Braun.
Dennoch sei der Nikolaus mit seiner Belohnungskultur noch immer ein „Erziehungsmittel, wenn auch in abgeschwächter Form“. Früher hätten die Kinder nur Nüsse, Äpfel oder andere nützliche Dinge bekommen. Heute dagegen sei der Nikolaustag teils mit richtig großen Geschenken verbunden.
KNA