Für kommende Woche wurde eine Krisensitzung einberufen, dazu träfen sich Vertreter der Pharmafirmen und Krankenkassen sowie des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), das für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, kündigte das Bundesgesundheitsministerium am Freitag an.
Das PEI im hessischen Langen hatte am Donnerstag fünf Chargen der Novartis-Impfstoffe Begripal und Fluad aus dem Verkehr gezogen, nachdem in Italien Ausflockungen in den Spritzen entdeckt worden waren. Obwohl bereits Patienten mit den zurückgerufenen Grippeimpfstoffen behandelt wurden, seien aber bislang keine Nebenwirkungen bekannt geworden, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek im ARD-„Morgenmagazin“. Bei Zwischenprodukten in der Herstellung habe man aber Ausflockungen entdeckt.
Insgesamt hatte das PEI bisher 14,2 Millionen Impfstoffdosen freigegeben, vorsorglich aus dem Verkehr gezogen wurden 750.000 Dosen, so das Bundesgesundheitsministerium. Unklar ist aber, wie viele davon bereits verimpft wurden. Ob es nach dem Rückruf zu einem Engpass kommt, ließ das Ministerium offen. Der PEI-Chef sieht keine größeren Probleme: Es gebe eine ganze Reihe an Alternativen zu den beiden Produkten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht das anders. „Wir drohen auf einen Engpass bei der Grippeschutzimpfung zumindest in Teilen Deutschlands zuzusteuern. Derzeit steht zu wenig Impfstoff zur Verfügung“, sagte KBV-Vorstand Regina Feldmann am Freitag in Berlin. Sie machte dafür Vereinbarungen mitverantwortlich, „die einzelne Krankenkassen mit Anbietern geschlossen haben“. Auch CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich besorgt: Der Vorgang sei „fatal für die Impfbereitschaft in Deutschland“. Der Verband der niedergelassenen Ärzte gibt zu bedenken, dass Rückrufaktionen die Präventionsbemühungen schwächen. In drei Jahren seien die Influenza-Impfraten schon um rund 30 Prozent gesunken.
Probleme mit Flocken in Grippeimpfstoffen sind nicht neu: Auch in früheren Jahren habe es Verunreinigungen gegeben und Impfstoffe seien vom Markt genommen worden, sagte Cichutek. Damals habe man bei damit geimpften Menschen schwere Reaktionen an der Impfstelle und allergieähnliche Schockzustände beobachtet. Solche Nebenwirkungen träten innerhalb von Stunden nach der Impfung auf. Das PEI und der Hersteller vermuten, dass solche Probleme von neuen Antigenen herrühren, also von neu auftauchenden Substanzen im Impfstoff, die der Organismus als fremd erkennt und auf die er mit Abwehr reagiert. Die Herstellung von Grippeimpfstoffen sei „durchaus komplex“, es komme dabei immer mal wieder zu Unregelmäßigkeiten.