Die Technologie simuliert die Prozesse in der Sonne. Anders als Kernkraftwerke würden Fusionsreaktoren aber kein vergleichbares Sicherheitsrisiko darstellen. Die Kernfusion wird erprobt. Mit Reaktoren, die regulär Strom ins Netz einspeisen, ist nicht vor dem Jahr 2050 zu rechnen.
Der Bundesrat hatte am Wochenende beschlossen, die Finanzierung der Fusionsforschung deutlich einzuschränken. Die Länderkammer stimmt damit einem Beschluss der Europäischen Atomgemeinschaft zu. Das Zurückfahren der Arbeiten würde vor allem das Greifswalder Max-Planck-Institut für Plasmaphysik mit 400 Mitarbeitern betreffen. In Greifswald wird an dem Experiment "Wendelstein 7-X" gearbeitet, das 2014 in Betrieb gehen soll. Das Experiment soll Grundlagen für den Betrieb künftiger Fusionsreaktoren erforschen.
Eine prompte Entgegnung auf den Bundesratsbeschluss kam von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesforschungsministerin Annette Schavan am Rande des Energiegipfels in Berlin. "Wir werden das Forschungsprojekt nicht aufgeben", sagte die Kanzlerin der "Ostsee-Zeitung". Der Bund werde seine Mittel für "Wendelstein 7-X" nicht kürzen.
Die Kernfusion, wie sie im geplanten "Internationalen thermonuklearen Experimentalreaktor" (Iter) ab 2018 erforscht werden soll, würde unbegrenzte Mengen an Energie bereitstellen. In dem Prozess verschmelzen die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium (H-2 und H-3) zu Helium-Atomkernen. Dazu muss das eingesetzte Gas aus geladenen Wasserstoffatomen (Plasma) mit starken Magnetfeldern eingeschlossen und auf 100 Millionen Grad erhitzt werden. Ein Schmelzen des Reaktors ist trotz dieser Hitze unmöglich. Auch eine Kettenreaktion wie in einem Kernkraftwerk oder einer Atombombe ist unmöglich, weil die Reaktion sich nicht verselbstständigen kann. Bei einem Störfall, zumal einem Stromausfall, würde das Magnetfeld zusammenbrechen und die Kernreaktion augenblicklich stoppen.
Doch die Probleme, die Kernreaktion überhaupt in Gang zu halten, sind immens. Möglicherweise sind Fusionsreaktoren erst ausgereift, wenn sie aufgrund der Weiterentwicklung der regenerativen Energien gar nicht mehr nötig sind. Die Forschung behindere die Energiewende, kritisieren Umweltverbände. Mit der Nutzung der Kernfusion sei nicht vor 2060 zu rechnen. Die Probleme mit der Technik spiegeln sich auch in den explodierenden Kosten für Iter wider: 2010 war publik geworden, dass der Testreaktor statt fünf etwa 15 Milliarden Euro kosten wird.