Medizin

Bessere Medikamente für Herzkranke

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Alexander Wehr

Vorhofflimmern ist gerade bei älteren Menschen eine häufig vorkommende Form der Herzrhythmusstörung. Dabei kommt es zu einer ungeordneten Tätigkeit der Herzvorhöfe. Experten gehen davon aus, dass etwa 300 000 Menschen in Deutschland daran leiden. Im Gegensatz zum Kammerflimmern ist Vorhofflimmern nicht lebensgefährlich.

Oft sind es uncharakteristische Symptome, die die Erkrankten einen Arzt aufsuchen lassen: Müdigkeit, eine bewusste Wahrnehmung des Herzschlags (Palpitationen) oder Schlafstörungen. Durch den ungeordneten Herzschlag der Vorhöfe kann es bei den Betroffenen auch zur Bildung von Blutgerinnseln im Herz kommen, die sich von dort ablösen und ins Gehirn gelangen. Patienten mit Vorhofflimmern tragen deshalb ein fünffach höheres Risiko für Schlaganfall. Die weitgehende Ausschaltung des Gerinnungssystems stellt eine sinnvolle therapeutische Alternative dar, um die Blutgerinnsel zu verhindern. Neben dem Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon (Handelsname Marcumar) wird auch der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) bei etwa der Hälfte der Patienten zur Blutverdünnung eingesetzt.

Durch die Entwicklung neuer Medikamente wie Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban oder Dabigatran können Schlaganfälle jetzt deutlich effektiver verhindert werden. Das haben Forscher um den Neurologen Professor Hans-Christoph Diener vom Uni-Klinikum Essen jetzt herausgefunden. Die Einnahme von Apixaban senkt das Schlaganfallrisiko um 55 Prozent, berichtet Diener im "New England Journal of Medicine".

In der ASS-Gruppe erlitten innerhalb eines Jahres 113 Patienten einen Schlaganfall oder eine Embolie, dagegen nur 51 Patienten im Apixaban-Kollektiv. Das Risiko für Blutungen war in beiden Studienkollektiven gleich. "Dieses Ergebnis ist ein Durchbruch in der modernen Schlaganfallprävention und wird die Weichen in der Behandlung völlig neu stellen", sagt Diener. Der Vorteil von Apixaban: Der Wirkstoff greift direkt in die komplizierte Gerinnungskaskade ein und hemmt dort den Gerinnungsfaktor Xa. In der Averroes-Studie wurden 5599 Patienten mit Vorhofflimmern eingeschlossen, die Marcumar nicht einnehmen wollten oder bei denen Kontraindikationen für die Einnahme des Vitamin-K-Antagonisten vorlagen. Diese Patienten wurden zur einen Hälfte mit dem neuen Gerinnungshemmer Apixaban (fünf Milligramm zweimal täglich) oder mit ASS in Tagesdosen zwischen 81 und 344 Milligramm behandelt.

Als primäres Studienziel galt die Verminderung von Schlaganfällen. Klinische Studien werden nur in seltenen Fällen vorzeitig abgebrochen. In diesem Fall entschied sich die Studiengruppe wegen der eindeutig besseren Resultate unter Apixaban aber für eine frühzeitige Beendigung der Studie. Die "nur" mit ASS behandelten Patienten sollten keiner weiteren Gefährdung ausgesetzt werden. Wann die innovativen Medikamente den kostengünstigen "Klassiker" ASS im klinischen Alltag ablösen werden, ist aber noch unsicher.