Energie

Unter Ostfriesland entsteht einer der weltgrößten Kavernenspeicher

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Normann Berg

Im ostfriesischen Etzel entsteht eines der größten Kavernenfelder der Welt. Ein Bohrturm ragt in der kargen Einöde rund 30 Meter empor. Mit viel Kraft dreht sich das Metallgestänge in den Boden. Die Szene erinnert an die Erdölförderung in Sibirien oder Texas, nur wird anders als dort Erdöl nicht aus dem Boden geholt, sondern gelagert. 45 dieser unterirdischen Hohlräume sind bereits in Betrieb.

Bis 2022 sollen 90 weitere hinzukommen. Schon heute lagern rund 22 Millionen Kubikmeter Erdöl und Erdgas in mehr als 1000 Meter Tiefe.

Bohrung Nummer 354 ebnet den Weg zur nächsten Kaverne. "Aktuell sind wir auf 670 Meter Tiefe", erläutert Bohrstellenleiter Eckhard Baduhn, während sich der schwere Bohrmeißel weiter durch das Gestein frisst. Parallel werden Rohre in das Bohrloch einzementiert. Nur noch 30 Meter, ehe der Meißel auf Salzgestein trifft. Dann wird Meerwasser eingespült, um das Salz zu lösen und einen 500 Meter langen und 70 Meter breiten Hohlraum zu erzeugen, in dem Jahre später Öl oder Gas eingelagert werden können.

Die Anlage in Etzel existiert bereits seit 40 Jahren und hat ihre Ursprünge in der Ölkrise der 1970er-Jahre. Das einstige Bundesunternehmen IVG begann damals, große Teile der strategischen Rohölreserve der Bundesrepublik dort einzulagern. 2005 übernahm die mittlerweile privatisierte IVG Caverns GmbH die Anlage vom Bund. Das Unternehmen investiert pro Jahr 100 Millionen Euro in die Expansion und vermietet die Kavernen heute an Energiekonzerne. E.on, EnBW und andere können bei Verbrauchsschwankungen auf die Vorräte zurückgreifen. Das Erdgas wird über eine Pipeline aus Norwegen angeliefert und in Gasverdichtern vor dem Einlagern komprimiert.

Die riesigen Ausmaße des Industrie-Areals finden bei einigen Anwohnern nur wenig Zustimmung. Sie haben die Bürgerinitiative Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx gegründet und beschweren sich über Ölgeruch, Lärmbelästigungen und Bodenabsenkungen. Zwei betroffene Bürger klagen vor Gericht. Die IVG hat reagiert und ein Informationszentrum sowie einen Kavernenbeirat eingerichtet. Zudem wurde auf Wunsch der Gemeinde Friedeburg ein Senkungsgutachten vorgelegt. Demnach hat sich im Umfeld des Kavernenbereichs eine 26 Zentimeter tiefe Mulde gebildet, die sich laut Prognose der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zwar nicht verbreitern wird, aber bis zum Jahr 2044 auf bis zu 1,47 Meter absenken kann. Die IVG werde auf mögliche Betroffene zugehen, kündigte Geschäftsführer Manfred Wohlers an. Die Ostfriesen wollen sich mit den gigantischen Energiemengen unter ihren Füßen aber nicht abfinden.

( dapd )