Alle zwei Jahre treffen sich die Kamerahersteller in Köln, um ihre neusten Errungenschaften in Sachen Fototechnik zu präsentieren. Die Morgenpost ist vor Ort und hat sich die Neuheiten Produkte der einzelnen Hersteller angeschaut.
Samsung mit 28 Megapixeln DSLM ist das Zauberwort, das sind Systemkameras, die kleiner sind als herkömmliche Spiegelreflexkameras (DSLR), keinen Klappspiegel besitzen, sondern das Bild direkt an den Sensor weiterleiten, aber dennoch Wechselobjektive bieten. Das Bild wird dann durch einen elektronischen Sucher oder über das rückseitige Display betrachtet. Dabei sind die Spiegellosen mittlerweile auf das Niveau der DSLRs aufgestiegen und überbieten diese sogar immer öfter. Samsung ist inzwischen auf diesen Zug aufgesprungen und präsentiert nur das Flaggschiff seiner NX-Serie, die NX1. Die NX1 besitzt einen Sensor, der mit satten 28 Megapixeln auflöst – höher auflösende APS-C-Sensoren gibt es bislang nicht. Die Kamera selbst ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt und die Magnesiumlegierung im Gehäuse sowohl stoßfest als auch leicht. Im Bereich Video glänzt die NX1 mit einer 4K-Auflösung. Als Extra lassen sich bereits in der Kamera Standbilder aus den Videos extrahieren. Kosten wird die NX1 um die 1500 US-Dollar (1200 Euro), mit dem Objektiv 16-50mm f/2.8 um die 2800 Dollar.
Panasonic für die Hosentasche Die Lumix DMC-GM5 von Panasonic ist eine DSLM im Hosentaschenformat. Sie wiegt nur 200 Gramm bei den Abmaßen von 90 mal 60 mal 36 Millimetern. Der Micro-Four-Thirds-Sensor der Zwerg-DSLM löst mit 16 Megapixeln auf und kann neben dem JPEG-Format auch Rohdaten schreiben. Das Display hat eine Diagonale von drei Zoll und besitzt Touch-Funktionalität. Selbst ein elektronischer Sucher hat in dem winzigen Gehäuse Platz. Ebenfalls beachtlich ist die minimale Verschlusszeit von 1/16.000 Sekunde, mit der praktisch jede noch so schnelle Bewegung eingefroren werden kann – möglich macht das der elektronische Verschluss. In Sachen Video kommt die „Kleine“ zwar nur bis zur Full-HD-Auflösung, dafür können die Videos direkt in der Kamera geschnitten werden, um sie anschließend via Wlan in sozialen Netzwerken zu teilen. Ob das auf dem Display aber so einfach von der Hand geht, muss sich erst noch zeigen. Der Preis soll bei etwa 800 Euro liegen.
Sony nutzt Algorithmen Sony beginnt seine Vorstellung mit dem Fokussystem, das fortan den Namen „4D Focus“ tragen wird. Diese Technologie wird durch einen Algorithmus gesteuert, welcher nicht nur räumlich das Motiv erfasst, sondern Bewegungen zeitlich vorausberechnen kann und somit eine zeitliche Komponente erhält. Als Neuheit wurde das Objektiv aus dem Hause Zeiss „Vario-Tessar T FE 16-35mm f/4“ präsentiert, das den Schärfeabfall, der konstruktionsbedingt mehr oder weniger jedes Objektiv trifft, minimiert. Daneben hat Sony weitere Objektive in Aussicht gestellt, die nächstes Jahr erscheinen sollen: Das Distagon T FE 35mm f/1.4 ZA, das FE 90mm f/2.8 Macro G OSS, eine FE 24-240mm f/2.5-6.3 OSS Zoom-Optik sowie eine FE 28mm f/2 Weitwinkel-Festbrennweite, welche sich mithilfe zweier Konverter in ein Ultraweitwinkel- oder Fisheyeobjektiv verwandelt lässt.
Nikon mit Klappdisplay Nikon hat eine „Action-Kamera“ angekündigt. Dabei handelt es sich um die Nikon D750, eine Vollformatkamera mit 24,3 Megapixeln, internem Wlan und dem ersten Klappdisplay, dass die Japaner in einer Vollformatkamera eingebaut haben. Dazu gibt es einen Staub- und Spritzwasserschutz für das Gehäuse, so dass die Kamera auch für den härteren Fotografenalltag gut gerüstet ist. Insgesamt 51 Autofokuspunkte sorgen für eine zügige Scharfstellung der Motive, die mit einer Bildfrequenz von 6,5 Bildern pro Sekunde abgelichtet werden können – für „Action“ hätte dafür aber gern etwas mehr sein dürfen, denn die Konkurrenz in Form der Canon EOS 7D Mark II schafft zehn Bilder. Nikon sperrt sich gegen 4K-Videos; die D750 nimmt maximal in Full HD mit 60 fps auf. Doch die sehen auf dem 3,2-Zoll-Display klasse aus.
Selfies sind der letzte Schrei. Mit dem Smartphone sind die schnell gemacht, doch mit einer „richtigen“ Kamera verrenkt man sich das Handgelenk. Nikon hat den Trend nun erkannt und schickt mir der Selfie-Cam Coolpix S6900 einen geeigneten Kandidaten ins Rennen. Möglich machen das ein Schwenkdisplay und ein ausklappbarer Standfuß. Wer jetzt denkt, dass den Rest der Selbstauslöser vollbringt, der irrt. Denn die S6900 reagiert auf Gesten und soll so erkennen, wann sie das Bild zu machen hat. Für 250 Euro kommt sie Ende September in den Handel.
Canon für Sportfotografen Auch Canon hat neue Kameras vorgestellt, allen voran die EOS 7D Mark II, welche die beliebte EOS 7D beerbt. Schnell wird klar, auf welche Fotografen es Canon abgesehen hat: Sport- und Actionfotografen. Denn die 7D Mark II ist extrem schnell. Satte zehn Bilder schaufelt sie pro Sekunde wahlweise auf die CF- oder SD-Speicherkarte. Der Sensor, der laut Canon eine komplette Neuentwicklung sein soll, löst mit 20,2 Megapixeln auf und unterstützt die Dual-Pixel-AF-Technik, bei der Hilfsdioden auf dem Sensor beim Livebild für verzögerungsfreie Scharfstellung sorgen. Was das Rauschen angeht, konnte die 7D Mark II nur bedingt überzeugen und bleibt hinter den Erwartungen zurück. Als High-End-Kamera im APS-C-Segment rauschen die Bilder ab ISO-3200 sichtbar. Selbst die ungewöhnliche Höchsteinstellung ISO-16.000 rauscht zu stark für eine 1700-Euro-Kamera.
Im kompakten Bereich wartet Canon mit zwei Modellen auf. Die PowerShot G7 X ist eine High-End-Kompakte im Preissegment um die 650 Euro und werkelt mit einem 1-Zoll-Sensor, der 20 Megapixel auflöst. Die Empfindlichkeit reicht bis 12.800. Da in ihr der DIGIC-6-Prozessor rechnet, schafft es die G7 X auf 6,5 Bilder pro Sekunde, was für eine Kompakte schon recht ordentlich ist. Videotechnisch sind auch hier Full HD und 60 Vollbilder pro Sekunde möglich. Bedient wird die Kamera über Knöpfe sowie ein 3-Zoll-Klapp-Display mit Touch-Funktionalität. Einzig das Stellrad für die Belichtungskorrektur ist etwas fummelig. Wlan und NFC sind mit an Bord und lassen die Kommunikation mit anderen Geräten zu.
Auch die Super-Zoom-Reihe bekommt einen Neuzuwachs in Form der PowerShot SX60 HS. Besonderes Merkmal ist der 65-fach Zoom. Die Kamera besitzt einen Sensor, der mit knapp 16 Megapixel bestückt ist. Die Empfindlichkeit lässt sich lediglich im Bereich zwischen ISO-100 und ISO-3200 regulieren. Die SX60 HS besitzt ein Display, das sich klappen und schwenken lässt, Touch-Funktion gibt es nicht. Videos laufen in Full HD mit 60 Bildern in der Sekunde. Mit 6,4 Bildern pro Sekunde ist die Kamera auch flott unterwegs. Kostenpunkt: 530 Euro ab Oktober.
Sigma gegen Öl geschützt Sigma hat sich in den letzten Monaten und Jahren zu einem Fachmann für Objektive gemausert. Die hohen Messwerte und Prädikate verschiedener Fachzeitschriften für das 50mm f/1.4 Art sind nur der erste Gipfel des Erfolges. Nun kommen neue Objektive hinzu. Das 150-500 f/5-6.3 gibt es ein zwei Versionen: „Contemporary“ und „Sports“. Die Unterschiede liegen in der Versieglung der Außenhüllen und der Front- und rückseitigen Linsen, welche nicht nur gegen Wasser, sondern auch gegen Öl geschützt sind. Schmierige Fingerabdrücke gehören damit der Geschichte an. Der optische Stabilisator des Objektives arbeitet nun auch, wenn man im Hochformat ein Motiv verfolgt und kompensiert Erschütterungen. Besonders lichtstark ist das Objektiv zwar nicht, machte beim Probefotografieren aber einen sauberen Eindruck. Das „Contemporary“ ist etwas abgespeckt, etwas leichter und kürzer. Ob es optische Unterschiede geben wird, muss sich erst im Praxistest zeigen. Das Objektiv gibt es für Nikon-, Sony- und Canon-Spiegelreflexkameras und wird für etwa 2100 Euro über den Ladentisch gehen.