Mitarbeiterschutz

SAP-Chef Snabe will Kollegen vor Emails schützen

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Respekt vor dem Feierabend: Auch keine Anrufe auf Handy

Nach Dienstschluss wirklich Feierabend, keine Emails, keine Anrufe auf dem Handy: Jim Hagemann Snabe, Co-Vorstandschef von Europas größtem Softwarekonzern SAP, will den Mitarbeitern genau das ermöglichen. „Man muss das Handy auch ausmachen können. Sollte sich ein Mitarbeiter dafür entscheiden, muss das Unternehmen alle Unterstützung geben“, sagte Jim Snabe. „Es muss am Ende allerdings eine persönliche Entscheidung der Mitarbeiter sein.“

Der Vorstandschef reagiert damit auf die aktuelle Diskussion, ob Unternehmen ihre Mitarbeiter vor einer Email-Flut schützen sollten. Daimler etwa will etwa die Chance bieten, Emails während des Urlaubs löschen zu lassen. Volkswagen hat Server so programmiert, dass tariflich angestellte Mitarbeiter zwischen 18.30 und 7.00 Uhr keine Emails empfangen. Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach sich gegen die Email-Flut nach Feierabend aus. Die Email, die vor 30 Jahren ihren Siegeszug um die Welt angetreten hat, wird nach Ansicht von Snabe langsam zum Auslaufmodell. „Sie verbindet den Menschen A mit dem Menschen B, kreiert aber keine Räume, in denen sich Menschen untereinander austauschen können“, sagte der Vorstandschef. In Unternehmen seien bei vielen Projekten „virtuelle Räume“ sinnvoller als der E-Mail-Verkehr. „Ich bin überzeugt, dass wir uns in der nächsten Phase der Kommunikation in Unternehmen oder zwischen Unternehmen an sozialen Netzwerken orientieren.“

Snabe sprach sich zudem für eine Reform der europäischen Datenschutzbestimmungen aus. „Viele Datenschutzregeln sind in den 50er-Jahren entworfen worden und passen nicht mehr in die moderne Welt. Sie müssen überarbeitet werden“, sagte Snabe. Er fordert vor allem einheitliche Regelungen für Cloud-Anwendungen, also die Speicherung von Daten auf zentralen Servern. „Ein einheitlicher europäischer Markt ist besser als zwei Dutzend einzelne Regelungen“, betonte Snabe. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einer entsprechenden Initiative.

Was die Chancen Berlins betrifft, stellte Snabe die „starke Gründermentalität“ in der Stadt heraus. „Davon profitieren auch wir“, sagte er. „Das Datenbanksystem Hana haben wir in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam entwickelt.“ Er sehe „keinen Grund, warum es in Europa nicht ähnliche Strukturen geben sollte wie im amerikanischen Silicon Valley“, betonte er: „Dafür müssen wir allerdings nicht nur Gründer, sondern Risikokapital anziehen.“

( JH/tau )