Gesundheit

Ärzte schließen Praxen aus Protest gegen Sparkurs

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Verhandlungen über höhrere Honorare vor dem Scheitern

Aus Protest gegen die harte Haltung der Krankenkassen im Honorarstreit wollen Ärzte am Mittwoch bundesweit demonstrieren und Praxen schließen. Dies kündigte die Allianz von mehr als 30 deutschen Ärzteverbänden am Montag an. Deutschlandweit sind bislang Demonstrationen an 34 Orten geplant.

Am heutigen Dienstag gehen die Honorarverhandlungen zwischen Kassenspitzenverband und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) in ihre möglicherweise entscheidende Runde. Den Ausschlag könnte der neutrale Vorsitzende geben. Die Ärzte halten das bisherige Angebot der Kassen von 900 Millionen Euro mehr für völlig unzureichend. Sie verlangen mit 3,5 Milliarden Euro fast das Vierfache. „Wir werden auch einen Schlichterspruch gegen die Interessen der Ärzteschaft – und damit auch gegen eine Verschlechterung der ambulanten Versorgung unserer Patienten und Patientinnen – nicht akzeptieren“, kündigte der Sprecher der Ärzteverbändeallianz, Dirk Heinrich, an.

„Wir stellen uns auf einen langen Kampf ein, denn es geht hier um mehr als das Honorar. Die Krankenkassen mutieren nach seinen Worten „zu Sparkassen, weit weg von der medizinischen Versorgung in den Praxen und den gesundheitlichen Bedürfnissen ihrer Versicherten“. Deshalb stellten die Ärte inzwischen das ganze System infrage. Der Aktionstag sei nur Auftakt zu weiteren Protesten.

In der ersten Runde der Verhandlungen war eine Erhöhung der Preise für die ärztlichen Leistungen um 270 Millionen Euro festgesetzt worden. Dabei wurde die KBV im Erweiterten Bewertungsausschuss von den Kassen und einem unparteiischen Vorsitzenden überstimmt. Derzeit wird noch über die zu erwartende Menge dieser Leistungen verhandelt.

Das monatliche Nettoeinkommen der Kassenärzte beträgt laut KBV nach jüngsten Zahlen durchschnittlich 5442 Euro. Die Ausgaben der gesetzlichen Kassen für die Vergütung der Vertragsärzte stiegen von 33 Milliarden Euro 2010 auf 33,7 Milliarden im vergangenen Jahr.

Die Ärzteforderung nach mehr Geld findet nach einer Umfrage kaum Unterstützung bei den Bürgern. Nur sechs Prozent sind dafür. Das ermittelte Infratest-Dimap im Auftrag der ARD-Sendung „Hart aber fair“. Mit den Milliardenüberschüssen der Krankenkassen will die Mehrheit der Befragten lieber die Patienten entlasten. 39 Prozent stimmten für die Abschaffung der Praxisgebühr. Mehr als ein Drittel will den Kassen die Überschüsse als Polster für magere Jahre lassen.

( dpa )