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Helios muss es allein schaffen

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Der Konzernmutter Fresenius ist der Kauf des Rhön-Klinikums derzeit zu unsicher

- Es wird erst einmal nichts mit der Großübernahme am deutschen Krankenhausmarkt. Der Gesundheitskonzern Fresenius legt "bis auf Weiteres" kein neues Angebot zum Kauf des Konkurrenten Rhön-Klinikum vor - das Geschäft ist damit abgesagt. Fresenius will jedoch seinen Anteil an der fränkischen Klinikkette aufstocken und könnte damit andere Zusammenschlüsse in der Branche blockieren.

Durch die Fusion von Rhön und der Fresenius-Krankenhaustochter Helios in Berlin wäre der mit Abstand größte Klinikbetreiber in Deutschland entstanden. Zur Helios-Gruppe gehören mehr als 70 Krankenhäuser; sie setzt mit mehr als 43.000 Beschäftigten 2,7 Milliarden Euro um. Rhön betreibt 54 Kliniken, beschäftigt etwa 43.000 Mitarbeiter bei rund 2,6 Milliarden Euro Umsatz.

Für viele Hedgefonds, die sich bei Rhön eingekauft haben, um auf steigende Kurse zu spekulieren, ist die Absage ein Albtraum. Die Rhön-Aktie brach um mehr als 20 Prozent ein. Fresenius' Absage ist vor allem auf Zweifel zurückzuführen, ob der Konzern nach einer Übernahme von Rhön die angestrebten Synergien erzielen kann.

Vielleicht lag es aber auch Bernard Broermann. Der Eigentümer des Klinikunternehmens Asklepios hatte im Juni den ersten Versuch von Fresenius torpediert, Rhön zu übernehmen. Fresenius-Chef Ulf Schneider bot den Rhön-Aktionären insgesamt 3,1 Milliarden Euro und strebte eine Beteiligung von gut 90 Prozent an. Diese Hürde hatte Schneider gesetzt, weil er laut Rhön-Satzung nur so Kapitalmaßnahmen und Satzungsänderungen durchsetzen kann. Es kam anders. Asklepios-Eigner Broermann stieg mit fünf Prozent bei Rhön ein, B. Braun und Sana sicherten sich Anteile, was es Schneider unmöglich machte, sein Ziel zu erreichen.

Im Anschluss lotete Schneider aus, ob er einen zweiten Anlauf bei Rhön machen und sich dabei zunächst mit einer einfachen Mehrheit zufrieden geben sollte - 50 Prozent plus eine Aktie. Broermann hatte vergangene Woche dann angekündigt, seinen Rhön-Anteil aufstocken zu wollen. Jetzt entschied sich Fresenius gegen einen weiteren Übernahmeversuch. "Jede unserer Investitionen muss bei beherrschbaren Risiken Wert schaffen", sagte Schneider. "Vor diesem Hintergrund sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass ein erneutes Angebot nicht vertretbar ist."

Eine Person aus dem Umfeld von Fresenius geht davon aus, dass sich der Konzern frühestens in einigen Jahren wieder mit großen Zusammenschlüssen auf dem deutschen Klinikmarkt beschäftigen wird. Derzeit ist die Lage dafür denkbar ungünstig: Die Konkurrenten Asklepios und B. Braun halten jeweils mehr als fünf Prozent an Rhön, auch der Klinikbetreiber Sana und die hinter ihm stehenden Versicherungen sind beteiligt. Fresenius besitzt derzeit fünf Prozent minus eine Aktie an Rhön.

Als Gewinner des Übernahmekampfes darf sich Asklepios-Eigner Broermann fühlen. Er hat durch den Kurs-Einbruch der Rhön-Aktie zwar Geld verloren, mit seinem Einstieg beim fränkischen Konkurrenten aber einen übermächtigen Konkurrenten verhindert.

( rtr )