- Sollte Eric Schweitzer bislang Schwierigkeiten gehabt haben, Angela Merkel telefonisch zu erreichen, so könnte das ab März 2013 schlagartig anders werden. Der Berliner Unternehmer gilt als Favorit für die Spitze des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Und DIHK-Chefs haben traditionell das Ohr der Kanzlerin.
Wie es im Umfeld des Verbandes hieß, soll Schweitzer Hans Heinrich Driftmann nachfolgen, der den Präsidentenposten nach nur vier Jahren im März 2013 abgeben will. "Es läuft alles auf Schweitzer hinaus", hieß es am Dienstag. Über die Personalie hatte zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Schweitzer ist Mitinhaber des privaten Entsorgungsunternehmens Alba und steht seit acht Jahren an der Spitze der Industrie- und Handelskammer in Berlin. Er wollte sich am Dienstag nicht äußern, auch der DIHK lehnte unter Verweis auf das laufende Verfahren eine Stellungnahme ab. Offiziell läuft das Suchverfahren noch bis zur Vollversammlung am 15. November.
Mit der Wahl würde Schweitzer an die Spitze der deutschen Wirtschaftspolitik aufsteigen. Der DIHK ist die Stimme des deutschen Mittelstands. Der Verband hat von den großen vier deutschen Wirtschaftsverbänden die breiteste Basis im Land. Das hängt auch, aber nicht nur, mit der für Gewerbetreibende geltenden Zwangsmitgliedschaft in den 80 Industrie- und Handelskammern zusammen, deren Dachverband der DIHK ist.
Anders als der Elmshorner Unternehmer Driftmann (Kölln-Flocken), der mit dem Berliner Politikbetrieb nie warm geworden ist, gilt der gebürtige Berliner Schweitzer in der Hauptstadt als bestens vernetzt. Die neue Wirtschaftspolitik des rot-schwarzen Senats in Berlin trägt auch seine Handschrift. Als Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung berät er die Bundesregierung.
Schweitzer übernahm im Jahr 2004 die Führung der finanziell angeschlagenen Berliner IHK und sanierte diese. Heute zählt die Berliner Kammer zu den effizientesten in Deutschland. Schweitzer ist bereits Mitglied des DIHK-Vorstands. Wie es hieß, hat Driftmann selbst Schweitzer als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Schweitzer soll auch die Unterstützung von DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben haben.
Zunächst stellt sich Schweitzer aber der Wiederwahl in Berlin. Im September wählen die IHK-Mitglieder ihr neues Präsidium. Schweitzers Wiederwahl gilt als sicher, zumal es keinen Gegenkandidaten gibt. Die Mitgliedschaft in einem IHK-Präsidium ist Voraussetzung für eine Bewerbung um das Amt des DIHK-Präsidenten. Es wäre somit auch Schweitzers letzte Chance, in den Spitzenverband aufzusteigen. Ein weiteres Mal kann er sich in Berlin nicht zur Wiederwahl stellen. Als bislang einzig möglicher Konkurrent um die DIHK-Spitze wird der Kölner Immobilienunternehmer Paul Bauwens-Adenauer (59) genannt, der bislang als Vizepräsident agiert und ein Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer ist. Gegen ihn spricht allerdings, dass Driftmann mit seinem Rückzug auch einen Generationenwechsel im DIHK angekündigt hatte.
Schweitzer wird in den nächsten Tagen 47 Jahre alt. Er gilt als konservativ, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit seinem Bruder Axel leitet er das Recycling- und Rohstoffunternehmen Alba mit knapp 9000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 3,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist weltweit aktiv. Anders als Axel Schweitzer, der sich vor allem auf das Unternehmen und den Basketballklub Alba konzentriert, mischt Eric Schweitzer in der Berliner Politik aktiv mit. So war er daran beteiligt, dass das Wirtschaftressort im rot-schwarzen Senat mit der früheren DIHK-Mitarbeiterin Sybille von Obernitz besetzt wurde.