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Fresenius macht Ernst mit Zukauf für Helios

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3,1 Milliarden Euro schweres Übernahme-Angebot für Rhön vorgelegt. Größter privater Krankenhauskonzern entsteht

- Der Gesundheitskonzern Fresenius hat sein 3,1 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für den Konkurrenten Rhön-Klinikum vorgelegt und dabei eine Aufstockung der Offerte ausgeschlossen. "Die Bieterin erklärt verbindlich und unwiderruflich, dass sie den Angebotspreis (...) nicht erhöhen wird", hieß es in den Angebotsunterlagen, die der Konzern am Freitagnacht veröffentlichte. Die Annahmefrist läuft nun bis einschließlich 27. Juni. Zuletzt hatte Fresenius vor einer Woche mit einer Kapitalerhöhung gut eine Milliarde Euro zur Teilfinanzierung der Übernahme erlöst.

Durch den Zusammenschluss der Fresenius-Tochter Helios mit dem fränkischen Konkurrenten Rhön würde der unangefochtene Marktführer unter den privaten Klinikbetreibern in Deutschland entstehen. Es würde ein Krankenhauskonzern mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro und etwa 80.000 Beschäftigten entstehen. Das entspricht einem Anteil von acht Prozent am Gesamtmarkt in Deutschland. Die meisten der etwa 2000 Kliniken in Deutschland sind in kommunaler oder kirchlicher Hand.

Das neue Unternehmen würde seinen Firmensitz in Berlin haben, hat Helios-Chef Francesco De Meo bereits angekündigt. Helios betreibt in Berlin zwei Kliniken, eine in Zehlendorf und eine in Buch. Die beiden großen Konkurrenten sind die Charité und Vivantes, beide Kliniken gehören dem Land Berlin.

Anreiz für das Rhön-Management

Fresenius bekräftigte in der Offerte den Angebotspreis von 22,50 Euro je Rhön-Aktie und die nötige Annahmequote von mehr als 90 Prozent. Fresenius setzt diese hohe Hürde, weil die Rhön-Satzung diese Quote für alle wichtigen Beschlüsse vorschreibt. Zudem müssen die Kartellbehörden grünes Licht geben.

Im detaillierten Angebot ist zudem eine weitere Bedingung für das Gelingen der Übernahme enthalten, die es bei der Ankündigung der Offerte am 26. April noch nicht gab. Die Ausschüttung an die Rhön-Aktionäre, über die bei der Hauptversammlung am 13. Juni abgestimmt wird, darf nicht höher ausfallen als die 45 Cent je Aktie, die der Rhön-Vorstand vorgeschlagen hat.

Das Fresenius-Management hat sich zudem eine Hintertür eingebaut, die Übernahme durchzuziehen, auch wenn nicht alle Bedingungen erfüllt werden - etwa, wenn knapp unter 90 Prozent der Rhön-Aktionäre ihre Papiere verkaufen. "Die Bieterin kann ... bis zu einem Werktag vor Ablauf der Annahmefrist auf eine, mehrere oder alle Vollzugsbedingungen verzichten."

Auch dem Rhön-Vorstand will Fresenius offenbar eine Brücke bauen. Die Leitung des zusammengeführten Unternehmens solle zwar "primär die Geschäftsführung" von Helios übernehmen, heißt es in dem Angebot. "Angesichts der langjährigen Erfahrung der derzeitigen Vorstandsmitglieder von Rhön-Klinikum im Gesundheits- und Krankenhausbereich und deren erfolgreicher Arbeit in der Vergangenheit werden Einsatzmöglichkeiten im Führungskreis des zusammengeführten Unternehmens oder innerhalb des Fresenius-Konzerns geprüft."

Die Rhön-Spitze will die Angebotsunterlagen zunächst analysieren und dann eine Empfehlung an seine Aktionäre abgeben. In der Regel geschieht dies innerhalb von 14 Tagen. Bisher hat sich das Rhön-Management bedeckt zum Fresenius-Angebot gehalten und Finanzkreisen zufolge auch Alternativen geprüft. Eine Gegenofferte sei derzeit allerdings nicht in Sicht, sagten mehrere mit dem Prozess vertraute Personen.

Wenn einige Kleinaktionäre vergessen, ihre Papiere anzudienen, und sich Konkurrenten oder Hedgefonds bei Rhön einkaufen, könne die Übernahme jedoch trotzdem scheitern. Der Aktienkurs von Rhön deutet ebenfalls darauf hin, dass einige Marktteilnehmer mit einem Platzen der Übernahme rechnen. Die Rhön-Klinikum-Aktie schloss am Freitag bei 21,58 Euro und lag damit klar unter dem Fresenius-Angebotspreis von 22,50 Euro.

Zur Helios-Gruppe gehören derzeit 75 Kliniken in Deutschland mit mehr als 23 000 Betten. Die Fresenius-Tochter erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Bei Helios arbeiten mehr als 43 000 Mitarbeiter.

Auch Rhön Klinikum ist einer der größten Klinikbetreiber in Deutschland. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro und einen Konzerngewinn von 161 Millionen Euro. Zur Rhön-Klinikum AG gehören 53 Kliniken mit rund 16.000 Betten sowie 39 Medizinische Versorgungszentren.

( rtr/gri )