Berlin

Von wegen Angriff auf Apple: Berliner Firma steigt beim WeTab aus

Hans Evert

Noch im Frühjahr war landauf, landab von einem "Berliner Herausforderer" für das iPad von Apple die Rede.

Die Berliner Softwarefirma Neofonie, namentlich Helmut Hoffer von Ankershoffen, damals Chef, war Antreiber für das Projekt WeTab, einen Tablet-Computer, gesteuert per Fingerbewegung auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm. Seit rund zwei Monaten steht das WeTab nun in den Elektronikmärkten. Testergebnisse waren durchweg schlecht, teilweise sogar desaströs, Nutzer regten sich in Internetforen auf. Jetzt schließt Neofonie das Kapitel WeTab und zieht sich aus dem Projekt zurück. Es gleicht dem Eingeständnis einer Niederlage.

Zuvor hatte bereits Ankershoffen hingeschmissen. Wenige Tage nach dem Verkaufsstart des WeTab hatte er zugeben müssen, unter Pseudonym positive Kritiken auf den Internetseiten des Online-Händlers Amazon hinterlassen zu haben. Ankershoffen trat im Oktober als WeTab-Chef zurück. Vorher war Ankershoffen durch Ankündigungen aufgefallen, die das Unternehmen nicht einhalten konnte. Mehrmals musste der Verkaufsstart verschoben werden. Ursprünglich sollte der Rechner im Frühjahr in den Läden stehen - erst im Herbst wurde etwas daraus.

Nun übernimmt der Münchner Partner, das Softwareunternehmen 4tiitoo, die Anteile der Berliner. Ein Preis wurde nicht genannt. 4tiitoo kümmerte sich um das berührungsempfindliche Display des WeTab. Neofonie sollte vor allem eine Software entwickeln, mit der Zeitungen und Magazine problemlos auf den Tablet-Rechner gebracht werden konnten. Das erwies sich als schwieriger als gedacht. "Neofonie zieht daraus die Konsequenzen und wird sich ab sofort wieder ausschließlich auf sein Kerngeschäft, die kundenspezifische Software-Entwicklung, konzentrieren", sagte ein Sprecher.

Neofonie programmiert unter anderem sogenannte Apps, kleine Programme für Multimedia-Handys, sogenannte Smartphones, oder Tablet-Rechner wie das iPad. Der Rückzug dient wohl auch dem Schutz des Kerngeschäftes von Neofonie - und es ist das endgültige Ende eines Berliner iPad-Killers.