Untreueverdacht

Ermittlungen gegen ehemaligen Ärztepräsidenten

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Der ehemalige Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, ist in einen Untreuefall im Zusammenhang mit seiner Arbeit als Vorstandsmitglied der Hamburger Krankenversicherung Securvita verwickelt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Huber, Securvita-Gründer und -Verwaltungsratschef Thomas Martens und zwei ehemalige Vorstandsmitglieder (Az 3302Js90/10).

Die Ermittler gehen dem Verdacht der schweren Untreue nach. Das Bundesversicherungsamt als Aufsichtsbehörde hat den Verwaltungsrat der Kasse bereits aufgefordert Huber und Martens ihrer Ämter zu entheben, sollten sie die Vorwürfe nicht entkräften können. Auf Untreue stehen bis zu fünf Jahre Haft.

Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers bestätigte zwei Strafanzeigen, darunter eine des Bundesversicherungsamtes, äußerte sich allerdings nicht zu Einzelheiten. Auch Securvita wollte sich zunächst nicht äußern.

Das "Hamburger Abendblatt" berichtete, bei den Vorwürfen gehe es um den Mietvertrag für den Hauptsitz der Securvita im Hamburger Stadtteil St. Georg. Der langfristige Mietvertrag über 20 Jahre bedeute für die Krankenkasse einen Nachteil in Höhe von mindestens 17,8 Millionen Euro, zitierte die Zeitung aus einem Gutachten zweier Bremer Rechtsanwälte. Es sei viel mehr Fläche als benötigt angemietet worden. Martens soll über eine Unternehmensbeteiligung von dem Vertrag profitiert haben.

In der 2007 bezogenen Zentrale der Krankenkasse arbeiten dem "Abendblatt" zufolge 264 Angestellte. Die Securvita habe rund 13 000 Quadratmeter Fläche in dem sechsgeschossigen Bau gemietet. 1000 Quadratmeter seien an eine Firma untervermietet, die dem ins Visier der Behörden geratenen Kassen-Manager gehöre, weitere 3000 bis 4000 Quadratmeter seien bisher ungenutzt. Vor dem Umzug standen nach dem Bremer Rechtsgutachten 252 Mitarbeitern rund 4000 Quadratmeter zur Verfügung. Im "Abendblatt" wies Securvita die Vorwürfe zurück.

Martens hatte die Kasse 1997 gegründet. Damals hatte sie 1600 Mitglieder, heute sind es 170 000. Die Kasse finanziert nach eigenen Angaben neben der Schulmedizin auch alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur und Kunsttherapien. Martens holte Huber 1999, der als Querdenker galt und in Berlin bereits für reichlich Wirbel mit seiner Kritik an klassischer Schulmedizin gesorgt hatte. Huber war 1987 bis 1999 Präsident der Ärztekammer Berlin. Seine politische Heimat sind die Grünen. Er schrieb 1993 den Bestseller "Liebe statt Valium".

( BM )