Bank - Große Unternehmen haben es längst entdeckt: das Kapital, das in den Köpfen ihrer Mitarbeiter steckt, und versuchen, es mit Methoden des Wissensmanagements zu erschließen. Jetzt folgen kleine und mittlere Unternehmen. Auch in Berlin gibt es immer mehr Angebote für mittelständische Firmen, das Wissenspotential ihrer Beschäftigten besser zu nutzen. Unter dem Motto "Berlin will es wissen - Wissensmanagement für die Berliner Wirtschaft" startete in der vergangenen Woche ein Modellprojekt der Senatsverwaltung für Wirtschaft, an dem sich 16 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen beteiligen.

"Kleine Firmen sind meist so sehr mit tagesaktuellen Aufträgen beschäftigt, daß sie die systematische Strukturierung ihres Wissens vernachlässigen", sagt Harald Kolrep-Lometsch, Geschäftsführer der Firma Human Faktors Consult GmbH (HFC). Das vor drei Jahren aus der TU Berlin heraus gegründete Unternehmen mit sieben Beschäftigten entwickelt Verbesserungen an der Mensch-Maschine-Schnittstelle. So etwa bei der Gestaltung von Fahrer-Assistenzsystemen im Auto, die so konzipiert sein müssen, daß sie den Fahrer nicht durch komplizierte Bedienung von der Straße ablenken.

Mit der Teilnahme an dem Senats-Projekt wollen die HFC-Experten ihre laufenden Industrieaufträge im firmeneigenen Computersystem so aufbereiten, daß sie für unterschiedliche Mitarbeiter schneller benutzbar sind. "Auch wollen wir unseren breiten Methodenpool dadurch für unterschiedliche Anwendungen öffnen", ergänzt Kolrep-Lometsch. Durch mehr Schnelligkeit verspricht sich HFC, neue Kunden und mehr Aufträge gewinnen zu können.

Insgesamt beteiligen sich 16 Berliner Unternehmen an dem Modellprojekt, das für die Dauer von 18 Monaten aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird. "Wir wollen den Firmen dabei helfen, ihr Know-how in innovative Produkte und Dienstleistungen zu verwandeln", erklärt Projektleiter Wolfgang Fleischer der C&Q Bildungszentrum Haberhauffe GmbH. Dabei geht es nicht nur um technische Fragen, wie die Einführung eines Content Management Systems (CMS), das die zeitfressende Dokumentensuche beenden soll. "Wissensmanagement verbessert auch die Zusammenarbeit der Mitarbeiter mit dem Ziel einer neuen Unternehmenskultur", betont Fleischer. "Wir wollen auf diese Weise vor allem neue Aufträge akquirieren", begründet Manfred Mechalski von der Handwerker-Genossenschaft Profinet die Beteiligung am Projekt. Gerade für Betriebe der Baubranche sei die Auftragslage zunehmend flauer geworden, so daß man sich auf das Kerngeschäft konzentrieren müsse. Diese Kompetenzen will Profinet in Form des Genossenschaftsmodells besser für den Markt nutzbar machen. "Unsere Firmen leben schließlich von Aufträgen", betont Mechalski. Die derzeit 24 Firmen beteiligten daher sich am Netzwerk, "um Geld zu verdienen, und nicht um gemeinsam Bier zu trinken".

mr