Der Berliner Büroartikelhersteller Herlitz hat seine Verluste verringert und kämpft weiter um eine bessere Ertragskraft. Sorge bereitet vor allem eine Region, in der Herlitz stets gut unterwegs war: Osteuropa. Dramatisch ist aus Sicht des Unternehmens die Situation in Russland.

Jan von Schuckmann redet nicht drum herum. "Es gibt kaum jemanden, der unsere Produkte besonders schick findet", sagt der Chef von Herlitz. Die Stifte, Ordner, Schulranzen, Schreibblöcke und Karten müssten wieder als echte Markenprodukte ins Bewusstsein der Kunden gerückt werden. Daran wolle er mit seinen Leuten weiter arbeiten, nur dann könne es Herlitz besser gehen.

Herlitz, Berliner Traditionsunternehmen mit mehr als 100 Jahren Geschichte, richtet sich auf ein schweres Jahr ein. Wieder einmal. Noch immer ist das Unternehmen mit weltweit 2300 Mitarbeitern in keinem sicheren Hafen. Das sind die Worte, die Vorstandschef von Schuckmann verwendet. Zwar konnte 2008 der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen auf 3,7 Mio. Euro gesteigert werden (2007: zwei Mio. Euro), doch unter dem Strich steht noch immer ein Verlust von 1,1 Mio. Euro. Und das war in einem Jahr, in dem die meiste Zeit noch Hochkonjunktur herrschte. Der Umsatz sank von 310,5 auf 301,9 Mio. Euro.

Mitarbeiter bringen seit Jahren Opfer

Für 2009 hat Herlitz keine allzu großen Erwartungen, auf genaue Prognosen verzichtet das Unternehmen. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau in Berlin und in der Produktion in Falkensee ist nicht unmittelbar geplant, ausschließen will von Schuckmann jedoch ausdrücklich nichts. Bereits im Februar hatte Herlitz angekündigt, 66 Stellen zu streichen. Streit gibt es deswegen noch immer mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Diese argumentiert, es bestünde per Vereinbarung ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Vorstandschef widerspricht dem.

Die Mitarbeiter bei Herlitz bringen seit Jahren Opfer für die Gesundung des Unternehmens. Es gilt eine 40-Stunden-Woche, davon sind drei Stunden unbezahlt. Insgesamt arbeiten 1300 Leute für Herlitz in der Region, 900 in Falkensee und 400 in Berlin.

Sorge bereitet von Schuckmann vor allem eine Region, in der Herlitz stets gut unterwegs war: Osteuropa. "Allein im letzten Quartal 2008 haben wir dort Währungsverluste von zwei Mio. Euro hinnehmen müssen", sagt er. Im Zuge der Finanzkrise sind vor allem Währungen von Ländern wie Polen, Ungarn, Ukraine und Rumänien in Bedrängnis geraten und haben stark abgewertet. Das belastet die Erträge zahlreicher deutscher Firmen, die in diesen Ländern Geschäfte machen.

Dramatisch ist aus Sicht von Herlitz die Situation in Russland. Von einer "mittleren Katastrophe" spricht der Vorstandschef. Dort habe man auf Vorkasse bestehen müssen, weil zahlreiche Vertriebspartner in die Insolvenz rutschten. Geld verloren, sagt von Schuckmann, habe man dort jedoch nicht. Grundsätzlich erachtet er Russland als einen Markt mit hohem Potenzial.

Seit 2005 hält der US-Finanzinvestor Advent die Mehrheit

Ein Russland-Abenteuer hätte die Unternehmensgeschichte von Herlitz im Jahr 2002 beinahe beendet. Die Beteiligung an einer Papierfabrik führte Herlitz an den Rand des Ruins, Insolvenz wurde angemeldet. Das Traditionsunternehmen konnte gerettet werden, seit 2005 hält der US-Finanzinvestor Advent die Mehrheit.

Immerhin läuft das Geschäft im Inland für Herlitz noch einigermaßen zufriedenstellend. Ein Grund dafür ist die im vergangenen Jahr beschlossene Kooperation mit der Drogeriekette Schlecker. In größeren Filialen präsentiert Herlitz seine Stifte, Ordner und Karten, und das hilft offenbar dem Umsatz in Deutschland.

Damit das so bleibt, soll weiter daran gearbeitet werden, das Image der Marke Herlitz zu verbessern. Dafür wird nach Möglichkeit nicht an Marketing und Werbung gespart. Rund 1,8 Mio. Euro gab Herlitz vergangenes Jahr dafür aus, und diese Größenordnung strebt von Schuckmann auch für dieses Jahr an. Sogar die Übernahme von Konkurrenten schließt der Unternehmenschef nicht aus, nennt jedoch keine konkreten Vorhaben.