Berlin muss bluten

Gerold Osterloh

Elsnerdruck verabschiedet sich von Berlin, Pixelpark liegt in den letzten Zügen. Berlin verliert unverändert an industrieller Substanz. Dabei bestand im vergangenen Jahr begründete Hoffnung, dass sich die Industrie nach vielen verlorenen Jahren gefangen hat. Allein die Konjunktur hat alle Hoffnungen zunichte gemacht. Zwar trifft es die Hauptstadt nicht mehr gar so arg wie in den vergangenen Jahren. Berlin ist nicht mehr Schlusslicht, aber weiter auf einem der hinteren Plätze unter den Bundesländern.

Der Senat schaut der Entwicklung mehr oder weniger hilflos zu. Berlin ist pleite, hat kein Geld. Investitionen werden deshalb aufgeschoben, Beamten und Angestellten sollen die Einkommen gekürzt werden. So verliert allein die Bauwirtschaft in diesem Jahr wieder 20 Prozent der Arbeitsplätze, die Umsätze des Einzelhandels brechen im elften Jahr in Folge ein. Ein Teufelskreis. Vor diesem Hintergrund ist es wenig tröstlich, dass zumindest die Aufträge aus dem Ausland aktuell bemerkenswert gestiegen sind. Aber Vorsicht: Mit Monatszahlen ist keine Konjunktur zu machen.

Die Wirtschaft kann das laufende Jahr schon jetzt abhaken. Die Frage ist nur noch, wie schlimm der Winter wird. Wenn es hart kommt, muss sich die Stadt in den nächsten Monaten auf rund 300 000 Arbeitslose einstellen.