Hamburg - Gerhard Schmid spricht nicht von einem Sinneswandel. Vielmehr sei sein Rückzug bei Mobilcom nur eine logische Konsequenz. «Das ist eine kraftvolle Entscheidung. Ich hätte nie geglaubt, dass die Bundesregierung so schnell eine Basis für Verhandlungen mit France Télécom finden würde», sagte Schmid dieser Zeitung. Die Bürgschaft des Bundes über 400 Mio. Euro zusammen mit dem Druck der Regierung auf France Télécom sei die «beste Lösung, die ich mir für Mobilcom vorstellen kann», erklärte Schmid. Noch am Freitag hatte er einen juristischen Kampf mit France Télécom angekündigt.
Schmid will seinen Anteil von rund 40 Prozent an Mobilcom einem Treuhänder übergeben und bei den anstehenden Verhandlungen mit den Franzosen selbst nicht mehr in Erscheinung treten. «Jetzt kommt es auf das Wetter an. Wenn Schmid denn ein wesentlicher Klimafaktor ist, dann ziehe ich mich eben zurück. Ich stehe jetzt nicht mehr in der ersten Front», sagte der Manager. Ebenso sollen mehrere Klagen zwischen Mobilcom und Schmid sowie der Millennium AG seiner Frau Sybille Sindram-Schmid zurückgezogen werden. «Wir brauchen jetzt Ruhe im Unternehmen. Wenn wir gegenüber France Télécom gemeinsam auftreten wollen, können wir nicht mehr rumkaspern», meinte Schmid. Auch die für den 17. Oktober angesetzte außerordentliche Hauptversammlung werde es nicht mehr geben. Dort sollten die Positionen von Schmid und Mobilcom diskutiert und Vorstand sowie Teile des Aufsichtsrates abgewählt werden.
Das Bundeswirtschaftsministerium habe keinerlei Zweifel an der Überlebensfähigkeit von Mobilcom. «Wenn wir jetzt von einer Bank finanziert und in unserer Rechtsposition von Berlin gestützt werden, ist die beste aller Lösungen», sagte Schmid. Das Schreckensszenario der Insolvenz, das France Télécom verbreitet habe, gehe jetzt nicht auf. Das Bundesjustizministerium habe die Ansprüche gegen den französischen Staatskonzern geprüft und für «durchsetzbar angesehen».
Er habe seit Wochen mit der Regierung Kontakt, betonte Schmid. Daraufhin habe die Kreditanstalt für Wiederaufbau die Bürgschaft in Aussicht gestellt. Jetzt gehe es nur noch darum, die Ansprüche gegenüber France Télécom zur Schuldenübernahme durchzusetzen. Neben Bankkrediten über 4,7 Mrd. Euro seien dies Verbindlichkeiten von drei Mrd. Euro. Eine Zerschlagung von Mobilcom werde es jetzt nicht mehr geben. nic