Kontrollen bei Vivendi

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Paris - Vivendi Universal kommt nicht zur Ruhe. Die Pariser Börsenaufsicht will sich die Unterlagen des Konzern genauer ansehen. Die Behörde glaubt, dass der Medienkonzern ihr wesentliche Informationen über den Geschäftsverlauf vorenthalten hat. Der Kurs der Vivendi-Aktie fiel zum Börsenauftakt in Paris um 6,61 Prozent auf 17,10 Euro, konnte sich im Tagesverlauf aber wieder leicht erholen.

Die Pariser Börsenaufsicht hatte am Dienstagabend angekündigt, alle Berichte des Medienkonzerns seit Januar 2001 überprüfen zu wollen. Experten hätten damit begonnen, entsprechende Informationen «vor Ort» einzuholen. In der vergangenen Woche hatte Frankreichs Börsenaufsicht bereits bestätigt, dass sie bei der Vivendi-Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr eingreifen musste. Die Tageszeitung «Le Monde» hatte aufgedeckt, dass der Konzern mit einem Bilanztrick sein Rekordminus von mehr als 13,6 Mrd. Euro verkleinern wollte.

Unterdessen gelingt es Vivendi offenbar, Geld zu bekommen, um den Liquiditätsengpass zu überbrücken. Verschiedene französische Zeitungen am Mittwoch berichteten, ein internationales Banken-Konsortium habe sich verpflichtet, einen Kredit über eine Mrd. Euro bereit zu stellen. An dem Konsortium unter Führung der französischen Großbanken BNP-Paribas und Société Générale ist auch die Deutsche Bank beteiligt.

Der Medienkonzern ist damit offenbar nur kurzfristig gerettet. Denn Vivendi wird nach Informationen der Pariser Wirtschaftszeitung «Les Echos» schon bald einen weiteren Kredit in Höhe von 2,5 bis drei Mrd. Euro benötigen. Damit bewahre das Unternehmen die Zahlungsfähigkeit bis zum Herbst, heißt es in dem Bericht. In den kommenden Wochen will der neue Vivendi-Chef Jean-René Fourtou eine Strategie ausarbeiten, um die Krise der vergangenen Monate zu überwinden. Es wird damit gerechnet, dass Vivendi eines seiner lukrativen Teilunternehmen veräußert.

Zum Konzern gehören der französische Bezahlfernsehsender Canal Plus, die Universal Filmstudios in den USA, Universal Music, das größte Musikunternehmen der Welt, das telekommunikationsunternehmen Cegetel und Vivendi Environnement. Die Umwelt-Tochter ist der größte Wasserversorger Frankreichs und selbst an der Börse notiert. Aus diesem Unternehmen, der ehemaligen Compagnie Générale des Eaux, ging Vivendi Universal hervor.

Der ehemalige Vivendi-Chef Jean-Marie Messier war in der vergangenen Woche zurückgetreten. Der Aufsichtsrat hatte ihn dazu gedrängt, nachdem der Aktienkurs dramatisch eingebrochen war. Ihm wird angelastet, durch unternehmerischen Größenwahn den zweitgrößten Medienkonzern der Welt geschaffen, dabei aber kaufmännische Gesichtspunkte vernachlässigt zu haben. Der Konzern ist hoch verschuldet. AFP/art