Telekom schielt auf die Bundesliga

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LF/ehr Bonn/München - Fußball-Fans können sich möglicherweise schon bald Bundesliga-Spiele im Internet anschauen. Denn die Deutsche Telekom will offensichtlich die dafür notwendigen Übertragungsrechte erwerben. Die Süddeutsche Zeitung hatte gemeldet, dass der Münchener TV-Veranstalter Herbert Kloiber zusammen mit der Telekom der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein Gegenangebot zu der Offerte von Kirch Media vorlegen werde. Die Telekom wollte dies nicht kommentieren. Nach Informationen dieser Zeitung ist der Bonner Konzern indes nicht gleichberechtigter Partner eines Bieterkonsortiums, sondern vielmehr nur an einem Teil der Zweitverwertungsrechte interessiert. Offenbar soll T-Online, die Internet-Tochter der Telekom, Spiel-Ausschnitte, wahrscheinlich sogar ganze Live-Partien übertragen.

Dem Vernehmen nach sollen die Spiele nur Nutzern mit einem superschnellen DSL-Anschluss angeboten werden. Dies macht auch technisch Sinn, denn nur das Breitband garantiert weitgehend wackelfreie Bilder. Der bisherige Rechteinhaber Kirch Media hatte mit seinem Internet-Portal «Sport1.de» einen Flop erlebt, weil der Ball auf dem Computer-Monitor kaum zu sichten war. Kirch hat deshalb im November vorigen Jahres die Bundesliga-Ausschnitte der Fernsehsendung «ran» zusätzlich - allerdings zeitversetzt - vom DSL-Betreiber QSC zeigen lassen. Doch während das Kölner Unternehmen darin vornehmlich eine Marketingmaßnahme sah, dürfte T-Online vor allem Live-Partien in sein Portal für kostenpflichtige Inhalte aufnehmen. Der Marktführer unter den Internetdiensten verfolgt das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2004 30 Prozent seines Umsatzes mit Bezahlinhalten zu erwirtschaften.

Tatsächlich hat erst vor kurzem T-Online-Chef Thomas Holtrop seine Hand gehoben: «Fußball ist ein höchst attraktiver Inhalt - auch für das Internet.» Holtrops Interesse hat sich bereits konkret manifestiert: Von der kommenden Saison an sponsert die Telekom den FC Bayern München, T-Online wird dann in seinem DSL-Portal Interviews und Vorberichte von Fußballspielen der Bayern zeigen. Würde das Programm auf Spiele ausgeweitet, müsste T-Online und nicht die Telekom dafür bezahlen. Im Gegensatz zu seiner hochverschuldeten Mutter verfügt der Internetdienst mit über 3,5 Mrd. Euro mehr als reichlich an liquiden Mitteln.

Die Telekom und T-Online werden wahrscheinlich aber erst in Verhandlungen eintreten, wenn sich geklärt hat, wer überhaupt den Zuschlag für die Übertragungsrechte erhält. Aus diesem Anlass treffen sich heute in Leverkusen die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga. Durch die Insolvenz der Kirch Media drohen auch den Clubs finanzielle Engpässe, so dass möglichst schnell Klarheit über die Vermarktung der TV-Rechte hergestellt werden muss.

Neben Kirch Media, die die Übertragungsrechte am liebsten selber behalten möchte, liegt auch ein gemeinsames Angebot des einstigen Kirch-Konkurrenten Herbert Kloiber vor.