Der Euro bremst die Kauflust

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dpa Hamburg - Der Euro drückt auf die Kauflust der Deutschen. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) will in diesem Jahr auf größere Anschaffungen verzichten, wie eine Umfrage des Forschungsinstituts Polis ergab. Der Grund: Als Anfang des Jahres der Euro eingeführt wurde, wurden die Preise zum Teil kräftig angehoben, unter anderem in der Gastronomie und vereinzelt auch im Einzelhandel.

Der Index der Lebenshaltungskosten war allerdings kaum gestiegen. In den Index fließen aber auch Miete und Benzinpreise ein, die nicht unmittelbar vom Euro betroffen sind. Laut Umfrage empfinden 97 Prozent der Befragten, dass das Leben seit dem 1. Januar teurer geworden ist. Besonders im Osten wollen die Menschen weniger ausgeben. Dort gaben 63 Prozent an, sich im diesem Jahr zurückhalten zu wollen (West: 52).

Keine gute Neuigkeit für den deutschen Einzelhandel, der über den schlechtesten Jahresstart seit mehr als 50 Jahren klagt. Im ersten Quartal büßte die Branche drei bis vier Prozent Umsatz ein, wie der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels schätzt. Textil-, Möbel- und Elektronikgeschäft setzten wohl 20 Prozent weniger um.

Bei den Befragten mit hohem Bildungsgrad ist die Zurückhaltung für größere Investitionen mit 38 Prozent eher gering. 60 Prozent der Nicht-Berufstätigen kalkulieren ebenfalls vorsichtiger (Berufstätige: 49 Prozent).

Trotz immer wieder anders lautender Aussagen von Statistikern oder der Bundesbank sei die Bevölkerung überzeugt, dass die Umstellung auf das Euro-Bargeld zur allgemeinen Preistreiberei genutzt wurde, heißt es in der Polis-Auswertung. Dabei konnten die beim Statistischen Bundesamt eigens dafür abgestellten Euro-Beobachter Anfang des Jahres lediglich im Dienstleistungsbereich einen solchen Trend feststellen, nicht aber beim Einzelhandel.

Die Mehrheit der Deutschen (68 Prozent) hat sich vier Monate nach Einführung des Euros als Bargeld an die neue Währung gewöhnt - 66 Prozent der Westdeutschen und 74 Prozent in den neuen Ländern. Die alte Währung bleibt trotzdem noch präsent: 77 Prozent der Bundesbürger rechnen noch immer in Mark und Pfennig um.

Für die repräsentative Erhebung befragte Polis (Gesellschaft für Politik- und Sozialforschung, München) 1017 Menschen ab 14 Jahren.