Berlin - Die Berliner Börse ist von der anhaltenden Flaute an den Finanzmärkten voll erwischt worden. Wie auch an allen anderen deutschen Handelsplätzen fiel der Umsatz im ablaufenden Jahr bescheiden aus. Mit 56 Mrd. Euro blieb der Gesamtumsatz nach Angaben der Berliner Börse deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, als 72,8 Mrd. Euro erreicht wurden. Im Rekordjahr 1999 waren es immerhin noch rund 170 Mrd. Euro. Durch das Abkühlen der Aktien-Euphorie sank der Umsatz mit Dividenden-Papieren auf 18 Mrd. Euro. Im Vorjahr waren es noch 25 Mrd. Euro, 1999 sogar 96 Mrd. Euro. Die Rentenumsätze sind von 47 auf 38 Mrd. Euro zurückgegangen.
Als positiv bezeichnet die Geschäftsführung die Behauptung des Marktanteils im zu Ende gehenden Jahr. Mit 3,4 Prozent (nach 3,7 Prozent) Marktanteil hielt die Berliner weiter die zweite Position unter den deutschen Regionalbörsen.
Dazu beigetragen hat zweifelsfrei der Berliner Orderbuch-Service, mit dem sich die Anleger detailliert über die Marktsituation einzelner Papiere informieren können. Mehr als 43 000 Anleger haben sich mittlerweile für diesen Service registrieren lassen.
Große Hoffnung setzt der Berliner Handelsplatz auf die mit den Bremer Kollegen und Großbanken geplante Nasdaq Deutschland, die am 21. März 2003 starten soll. Anleger haben dann die Wahl: Sie können wie bisher ihre Aufträge an die Skontroführer-Börse Berlin oder Bremen geben, aber auch über die neue Nasdaq Deutschland auf der Basis des Nasdaq Handelssystems SuperMontage handeln. Mit der Nasdaq Deutschland und einem Market Making-Modell würden die Anleger eine «sehr attraktive Alternative für ihre Ordererteilung» erhalten.
«Ein neues elektronisches Handelssystem, ein neues Marktmodell mit Vorteilen für alle Marktteilnehmer und eine neue Preisstruktur als das Ergebnis des Zusammenspiels dreier großer Handelshäuser mit drei Börsen stehen dabei neben dem herkömmlichen Handel, dessen Möglichkeiten neu bewertet und voll ausgeschöpft werden sollen», sagte Jörg Franke, Präsident der Berliner Wertpapierbörse am letzten Handelstag.
Serge Demolière, Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Börse AG, wies auf die Unwägbarkeiten hin, die sich für Börsen aus dem wirtschaftlichen und politischen Umfeld ergeben. «Wichtigste Aufgabe für alle am Börsengeschehen Beteiligten ist, das Vertrauen privater Anleger in die Börse und die dort notierten Unternehmen zurück zu gewinnen. Anleger müssen wieder das Gefühl bekommen, dass Unternehmen transparent sind», sagte Demolière.