Marktanteile verloren

Stefan von Borstel

Das klingt endlich nach guten Nachrichten zum Jahresausklang: Der Export, der Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft schlechthin, wird 2002 einen Rekord erreichen. Der Ausfuhrüberschuss klettert gar um ein Drittel auf den «historisch größten Handelsbilanzsaldo der Bundesrepublik», wie das Statistische Bundesamt stolz vermeldet.

Bei näherer Betrachtung verlieren die Rekordzahlen aus Wiesbaden aber doch einiges an ihrem Glanz. Tatsächlich haben sich die deutschen Exporteure im schwierigen Jahr 2002 wacker geschlagen, an die Erfolge früherer Jahre konnten sie jedoch nicht anknüpfen. Mit einem Prozent fiel das Wachstum des Exports 2002 äußerst bescheiden aus, im Vorjahr betrug das Plus stolze 6,6 Prozent, 2000 sogar 17 Prozent. Vom geschätzten Wachstum des Welthandels von zwei Prozent hat die deutsche Wirtschaft damit in diesem Jahr nur unterdurchschnittlich profitiert, mithin Marktanteile verloren.

Der «historisch größte Handelsbilanzsaldo» erklärt sich denn auch weniger mit einem kräftigen Anstieg der Ausfuhren - sondern einem deutlichen Rückgang der Einfuhren. Der deutsche Importhunger hat 2002 deutlich nachgelassen, die Einfuhren schrumpften um vier Prozent und spiegeln damit die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft wider.