Frankfurt/M. - Als Karl Ralf Jung im September dieses Jahres an die Spitze des Firmenkundengeschäfts der Dresdner Bank berufen wurde, eilte dem früheren Hypo-Vereinsbanker der Ruf voraus, ein wahrlich durchgreifender Zeitgenosse zu sein. Bei der Dresdner Bank scheint er nach nur drei Monaten seinem Ruf des rigorosen Machers gerecht zu werden. Rund 800 und nicht, wie noch im Sommer geplant, 250 der 2400 Firmenkunden-Banker werden das Kreditinstitut verlassen müssen. Zudem will Jung das Geschäftsmodell von Grund auf neu ausrichten. Außer bei den internationalen Konzernen sitzen die Kundenbetreuer künftig wieder in den Regionen und nicht in der Frankfurter Zentrale. Gleichzeitig wird das Vertriebsnetz gestrafft: Die 150 Regionalleiter sowie Vertriebsteams- und Fachabteilungsleiter will Jung auf einer Führungsebene zusammenbringen und die Zahl der Manager drastisch reduzieren. Gleiches gilt für die rund 130 Vertriebsstandorte.
Diesen Radikalschnitt hat der Firmenkundenspezialist Jung dem Vernehmen nach allerdings nicht mit brachialen Methoden durchgesetzt. Der Neuankömmling hat nicht nur die Rückdeckung des Vorstandschefs Bernd Fahrholz, sondern auch die Investmentbanker um Andrew Pisker in Frankfurt und London sowie die sieben regionalen Niederlassungsleiter mit ins Boot geholt.
Jung hat einen neuen Rahmen gesteckt, wie die 26 000 Firmenkunden der Dresdner Bank den einzelnen Betreuungsmodellen zugeordnet werden sollen. Nicht mehr der Umsatz wird entscheiden, sondern das Nachfrageverhalten der Kunden. Dadurch ergibt sich eine völlig neue Aufteilung: Im Top-Segment des nationalen Firmenkundengeschäfts werden sich zwischen 800 bis 1200 Konzerne wiederfinden, die Investmentbanking-Produkte wie komplexe Finanzierungen oder die Beratung bei Fusionen und Übernahmen nachfragen. Die zweite Gruppe setzt sich aus gut 5000 Großkunden zusammen, bei denen der Schwerpunkt auf Produkten wie dem klassischen Kredit oder Auslandsfinanzierungen liegt. Und schließlich gibt es 20 000 Mittelständler, die vor allem traditionelle Produkte wie den Zahlungsverkehr nachfragen. eig