Groß-Razzia bei Pixelnet

Wolfen - Wegen des Verdachts des Kursbetruges beim Börsengang der inzwischen insolventen Pixelnet AG hat die Polizei in einer groß angelegten Razzia in sechs Bundesländern mehr als 40 Wohnungen, Banken und Büros durchsucht. Der Gründer der Pixelnet AG aus Wolfen in Sachsen-Anhalt sei festgenommen worden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg. Der Mann werde verdächtigt, mit Scheinrechnungen die Bilanzen geschönt und so die Anleger vor der Erstnotierung des Unternehmens getäuscht zu haben.

Die Abteilung für Organisierte Kriminalität des Polizeipräsidiums ermittelt zusammen mit der Wirtschafts-Staatsanwaltschaft Landshut gegen den Gründer des Foto-Dienstleisters. Ihm und 20 weiteren Verdächtigen werden Kapitalanlagebetrug, Kursbetrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Pixelnet-Insolvenzverwalter Nikolaus Schmidt bestätigte, dass auch am Stammsitz in Wolfen Material beschlagnahmt wurde. Das Amtsgericht Dessau hatte im August das Insolvenzverfahren eröffnet. Pixelnet hat nach eigenen Angaben rund 1400 Mitarbeiter. Auch die ebenfalls zahlungsunfähige Fotokette Photo Porst aus dem mittelfränkischen Schwabach und die ORWO Media GmbH aus Wolfen gehören zu Pixelnet.

Bei den Ermittlungen geht es um den Börsengang Mitte 2000. Der heute 58-Jährige Pixelnet-Gründer soll mit vier anderen Firmen Rechnungen in teilweise zweistelliger Millionenhöhe ausgetauscht und so eine «nur auf dem Papier existierende Geschäftsbilanz» vorgelegt haben. Bei der Ausgabe der Aktien hätten Anleger 46 Mio. Euro investiert.

Die Vorgänge waren bei Ermittlungen gegen ein europaweites «Umsatzsteuer-Karussell» aufgefallen. Unternehmer aus Deutschland und angrenzenden Ländern sollen sich bandenmäßig falsche Rechnungen über Computerchips ausgestellt haben, um den Staat um Steuern in Höhe von mehr als 100 Mio. Euro zu prellen. In Landshut hatte deswegen kürzlich eine Prozess-Serie begonnen, ein erster Unternehmer wurde bereits verurteilt. dpa