Pauschalreisen stoßen an ihre Grenzen

| Lesedauer: 2 Minuten
Ernst August Ginten

Berlin - Die Reisebranche leidet unter Terrorangst und Wirtschaftsflaute. Dennoch ist Thomas-Cook-Chef Stefan Pichler optimistisch.

Wie läuft das Wintergeschäft?

Stefan Pichler: Wir sind zufrieden. Es ist später angelaufen als in den letzten Jahren, aber wir haben seit zwei Wochen kontinuierlich zweistellige Zuwachsraten. Das macht uns zuversichtlich, dass wir unser Wachstumsziel von rund drei Prozent im Geschäftsjahr 2002/2003 schaffen werden.

Womit rechnen Sie im kommenden Sommer?

Das Reisegeschäft verändert sich derzeit rasant. Wir haben auf der einen Seite den preissensiblen Urlauber, der lange mit der Buchung wartet und auf Schnäppchen aus ist. Auf der anderen Seite stehen Konsumenten, die teilweise sehr spezielle Anforderungen an eine Urlaubsreise haben und kein Produkt mehr von der Stange wollen. Mit unserem neuen deutschen Veranstalter Thomas Cook Reisen werden wir gerade dieses stark wachsende Marktsegment zukünftig erfolgreich bedienen.

Wie wird der neue Veranstalter in Deutschland angenommen?

Die ersten Signale aus dem Vertrieb sind beeindruckend. Wir haben auf Anhieb die Buchungszahlen der drei Veranstalter, aus denen Thomas Cook Reisen hervorgegangen ist, übertroffen. Und die Kunden fragen in den Reisebüros auf Grund unserer Werbung ganz gezielt nach.

Die Zahl der Flugtouristen geht zurück. Stößt die klassische Veranstalterreise an ihre Grenzen?

Deutschland hat im abgelaufenen Touristikjahr mit einem Minus von zwölf Prozent im EU-Vergleich den größten Einbruch gehabt. Dies hängt nur zum Teil mit den Anschlägen in den USA und auf Djerba zusammen, es liegt vor allem an der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Das Konsumentenvertrauen in Deutschland ist auf den tiefsten Stand seiner Geschichte abgesackt. «Teuro»-Diskussion, Arbeitslosigkeit, steigende Soziallasten; die Deutschen üben den stillen Protest - mit Konsumverzicht. In Großbritannien oder den Niederlanden waren die Rückgänge nur marginal. Aber es ist gleichzeitig unverkennbar: Das Konzept der traditionellen Pauschalreise stößt in ganz Europa an Grenzen. Deshalb rechnen wir für dieses Marktsegment weiter mit Wachstumsraten, die aber eher zwischen zwei und drei Prozent liegen werden. Für die touristische Nachfrage insgesamt gilt: Wir müssen und können über weitere Bedürfnis- und Kundendifferenzierung neue Nachfrage wecken: Kultur-, Wellness-, und Städtereisen werden beispielsweise immer beliebter. Die Menschen werden künftig häufiger in den Urlaub fahren, da bin ich sicher. Der touristische Markt hat die Sättigungsgrenze noch lange nicht erreicht.

Nach neun Monaten haben Sie 200 Millionen Euro Verlust gemacht. Wie groß wird das Minus?

Dieses Minus ist saisonbedingt. Wir werden das gerade abgeschlossene Reisejahr 2001/2002 mit einem deutlichen operativen Gewinn abschließen.