Siemens vorsichtig optimistisch

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Trotz der Konjunkturflaute will der Technologie-Riese Siemens 2003 sein Rekordergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs übertreffen. Dennoch ist der Optimismus gedämpft, Siemens-Chef Heinrich von Pierer schloss weiteren Stellenabbau nicht aus.

München/Berlin - Schrumpfender Umsatz, steigende operative Gewinne, geringere Sondererträge bei höheren Belastungen - auf diesen differenzierten Nenner lässt sich der Ausblick bringen, den Siemens-Chef Heinrich von Pierer auf der Bilanzpressekonferenz für das aktuelle Geschäftsjahr gab. An den Ergebniszielen für die Bereiche will der Siemens-Chef aber auf jeden Fall festhalten. «Wir sind auf einem guten Weg. Und das macht mir Freude.»

Seine Erwartungen bezeichnete Pierer als «gedämpft optimistisch». Dabei rechnet der größte deutsche Elektrokonzern mit weiterem Branchendruck und konjunkturellen Schwierigkeiten, höheren Belastungen etwa aus den Lücken in den Pensionskassen und «weltpolitischen Unsicherheiten, die es schwierig machen, die weitere Wirtschaftsentwicklung sicher einzuschätzen». Eine konkrete Prognose für das Geschäftsjahr gab Pierer nicht.

Einen weiteren Personalabbau wollte der Vorstandschef allerdings nicht ausschließen. . «Das hängt von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab.» Das Thema Stellenabbau sei auch für die Firmenleitung unerfreulich. Siemens hatte in den vergangenen beiden Jahren den Abbau von weltweit rund 35 000 Arbeitsplätzen angekündigt. Mehr als die Hälfte davon ist bereits umgesetzt.

In Berlin stehen nach Angaben der Arbeitnehmervertreter zurzeit 1500 Arbeitsplätze zur Disposition. «Es könnte noch dramatischer werden. Wir müssen aufpassen, dass es nicht noch mehr Stellen werden», sagte Klaus Hoppe, Betriebsratschef für die Netzwerksparte ICN und die Mobilfunksparte ICM, der Berliner Morgenpost. Es gebe noch keine konkreten Zahlen, die Verhandlungen dauerten noch an, sagte ein Berliner Siemens-Sprecher. Der Konzern beschäftigt in der Hauptstadt einschließlich der nicht-konsolidierten Gesellschaften wie Epcos und Bosch-Siemens-Hausgeräte knapp 18 000 Mitarbeiter.

An den Zielen der «Operation 2003» hält Siemens weitgehend fest. Der Konzern hatte allen Bereichen vor knapp zwei Jahren ehrgeizige Renditeziele für 2003 gesetzt. Problemsparten wie ICN haben allerdings bereits einen Aufschub gewährt bekommen. Bei anderen hofft Pierer, dass sie zumindest nahe an die Vorgaben herankommen.

Bei Handys sei das Weihnachtsgeschäft gut angelaufen, sagte von Pierer. Im laufenden Geschäftsjahr soll der Absatz von zuletzt gut 33 Mio. Stück übertroffen werden. Grundsätzlich sei es das Ziel, den Weltmarktanteil von zuletzt 7,8 auf über neun Prozent zu steigern. «Wir wollen am wachsenden Markt überproportional partizipieren.» Laut von Pierer sind im Mobiltelefon-Geschäft weitere Kooperationen geplant. Er verwies auf die Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller Motorola beim neuen technischen Standard UMTS. Zu Spekulationen, wonach Siemens mit Motorola darüber verhandle, seine Handy-Fertigung im Tausch gegen Motorola-Geschäfte abzugeben, gab er keinen Kommentar ab.

In der defizitären Netzwerksparte ICN hofft Pierer, im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres die Gewinnschwelle erreichen zu können. Entscheidend sei die weitere Entwicklung des Geschäfts mit den Netzbetreibern. Beim Autozulieferer VDO und der Automatisierungssparte Dematic greife die Restrukturierung.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2001/2002 (30. September) lag das Konzernergebnis nach Steuern mit 2,6 Mrd. Euro um 24 Prozent über dem Vorjahr. Zehn von 14 Bereichen haben ihre Ergebnismargen verbessern können. Der Umsatz ging um drei Prozent auf 84 Mrd. Euro zurück, der Auftragseingang um sieben Prozent auf 86 Mrd. Euro. Der Konzern rechnet nicht mit dauerhaften Rückgängen beim Geschäftsvolumen. Der aktuelle Volumenrückgang bedeute keine Trendwende hin zu sinkenden Umsätzen, so der Siemens-Chef. 80 Prozent der Umsätze werden mittlerweile im Ausland erzielt. Wichtigster Markt sind die USA. ehr/gae