Die Deutschen entdecken das Billigfluggeschäft. Mit Germanwings ist bereits der erste deutsche Low-Cost-Carrier in der Luft. In der kommenden Woche wird die TUI-Tochter Hapag Lloyd Express starten. Wie sieht die Buchungslage aus? Mit Wolfgang Kurth, dem Chef der neuen Billigfluglinie, sprach Ernst August Ginten.
Sie stehen mit Hapag Lloyd Express vorm Start. Wie ist die Buchungslage?
Wolfgang Kurth: Wir haben gerade die Schallmauer von 100 000 Buchungen durchstoßen - nachdem wir erst vier Wochen auf dem Markt sind. Besonders freut uns, dass sich die Buchungseingänge auf hohem Niveau stabilisieren.
Germanwings ist schon in der Luft und bietet bereits zusätzliche Flüge zwischen Köln/Bonn und Berlin an. Kommen Sie zu spät?
Die bislang am Markt befindlichen Low-Cost-Airlines haben die Kunden und auch die Medien auf das neue Produkt Billigflug aufmerksam gemacht. Davon profitieren wir natürlich, dies zeigen unsere guten Buchungszahlen
Wie hoch ist in den nächsten vier Wochen ihr durchschnittliche Auslastung?
Wir haben heute über 50 Prozent. Ich rechne damit, dass unsere Flugzeuge in den nächsten Wochen mit knapp 70 Prozent Auslastung abheben. Das ist deutlich höher, als wir erwartet haben.
Die Buchungen nach Italien laufen sehr gut. Wird es dort weitere Ziele in geben?
Italien und vor allem Venedig und Neapel laufen sehr gut. Uns hat aber total überrascht, wie viele Italiener mit uns nach Deutschland fliegen wollen. Wir verkaufen in Italien fast 40 Prozent unserer Tickets, das ist sehr ungewöhnlich für eine deutsche Fluggesellschaft. Wir werden deshalb unsere Italienfrequenzen künftig erhöhen und denken auch über neue Ziele nach.
Wird die Möglichkeit der Buchung über das Reisebüro breit genutzt?
Der Ansturm der deutschen Reisebüros, sich bei uns zum Ticketverkauf registrieren zu lassen, war enorm. Über 5000 Büros haben dies bisher getan. Das zeigt, dass es dort einen großen Bedarf gibt, beziehungsweise, dass schon viele Kunden nach unserem Produkt nachgefragt haben.
Wie viele Flugzeuge werden Ende 2003 unter dem hlx-Logo fliegen?
Es werden mindestens zwölf Flugzeuge sein.
Sie nutzen Taxis als Werbeträger. Planen Sie weitere Aktionen?
Wir werden die Partnerschaft mit dem örtlichen Taxigewerbe weiter vertiefen. Wir haben mit der Verbindung zwischen Taxi und Fluggesellschaft eine Möglichkeit, mehr als andere für Aufmerksamkeit zu sorgen. Das wollen wir nutzen, um Hapag Lloyd Express bald als Kult-Produkt im Bereich Low-Cost-Airline zu positionieren. Dabei werden wir aber auch andere ungewöhnliche Werbeformen noch nutzen.
Wird TQ3, die Geschäftsreisetochter der TUI, als Verkäufer von hlx-Tickets genutzt.
Grundsätzlich gilt: Wir müssen aufpassen, dass wir das einfache Geschäftsmodell Low-Cost-Carrier nicht durch komplizierte Prozeduren wieder unterlaufen. Das Vertriebssystem funktioniert nur, wenn es einfach ist: Dies gilt für Internet, Call-Center und auch für den Reisebürovertrieb. Wir werden über das Buchungssystem Amadeus buchbar sein. Hierzu diskutieren wir derzeit Lösungen, die für unser Geschäftsmodell tragfähig sind.