Mit der Brechstange

Marco Dalan

Die EU-Kommission geht in ihren energiepolitischen Zielen aufs Ganze. Jahrelang hatte sie versucht, Wettbewerb auf allen Stufen der Strom- und Gasmärkte anzufachen. Denn das Energiepreisniveau in Europa war im internationalen Vergleich zum Teil weit überhöht. Doch die Vorstöße, neuen Anbietern eine Chance zu geben, scheiterten immer wieder daran, dass die Eigentümer der Netze überhöhte Preise verlangten. Auch das preiswerteste Angebot verlor damit für den Verbraucher an Attraktivität. In Deutschland hat gerade mal ein Prozent der Verbraucher seinen Lieferanten gewechselt. Das ist Brüssel zu wenig. Mittlerweile sind die Energiepreise sogar wieder gestiegen. Nicht zuletzt mangels Wettbewerb.

Den will Brüssel nun mit der Brechstange durchsetzen. Die großen Energieversorger, die immer noch die Hand auf ihren Netzen halten und jeden neuen Anbieter am liebsten wegbeißen würden, sollen sich bis 2007 endgültig vom Leitungs- und Röhrennetz trennen. Der schwedische Ratsvertreter in Brüssel trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt, dass die Entflechtung der Akteure die eigentliche Voraussetzung für einen wirklich funktionierenden Markt sei. Das geht ans Eigentum der großen Versorger. Und wenn sie nicht freiwillig mitziehen, steht am Ende womöglich doch die Enteignung der Netze.