Rezessionsfurcht wieder da

| Lesedauer: 2 Minuten
Beatrix Wirth

Berlin - Die deutsche Wirtschaft wandelt weiter auf Messers Schneide. Trotz der trüben Nachrichten behielten die Börsianer am Donnerstag einen kühlen Kopf. Der Dax konnte sogar zulegen. «Die Investoren haben schon so viel Schlechtes gehört und der Pessimismus für die Wirtschaft ist bereits so hoch, dass eine Bestätigung der negativen Annahmen keine Reaktion mehr hervorruft», erklärt Robert Halver von Vontobel Asset Management die Nervenstärke der Anleger. Das bedeutet jedoch nicht, dass die schlechten Konjunkturdaten von den Märkten ignoriert werden. Vielmehr geben sie die weitere Marschrichtung vor.

«Die Rezessionsgefahr ist zweifellos vorhanden, deshalb hat der Aktienmarkt keinen Grund, weiter nach oben zu laufen», stellt Halver fest. Frohlocken herrscht dagegen bei den Anleihen-Spezialisten. «Am Rentenmarkt wird weiter kräftig investiert werden», ist Johannes Rudolph von HSBC Trinkaus&Burkhardt überzeugt. «Dafür sprechen neben der unsicheren Konjunkturlage der positive Inflationsausblick und mögliche Zinssenkungen in Europa.» Er erwartet, dass die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen im kommenden Jahr noch bis auf vier Prozent absinkt. Aktuell rentieren die Papiere bei 4,5 Prozent.

Je länger die Konjunkturerholung auf sich warten lässt, desto mehr verhärtet sich das Szenario eines starken Renten- und schwachen Aktienmarktes. Dass der Prozess in vollem Gange ist, zeigen die ersten Jahresausblicke, die von einigen Banken bereits dieser Tage verschickt werden. «Sicherheit bleibt Trumpf», lautet etwa das Motto der Helaba Trust für 2003.

Während die Strategen für den Rentenmarkt einen anhaltenden soliden Aufwärtstrend voraussagen, prognostizieren sie auf der Aktien-Seite eine «Schaukelbörse mit Kurzfristchancen». Das Zinstief der zehnjährigen Bundesanleihen im Jahresverlauf taxiert die Helaba Trust mit 3,8 Prozent, während die Zwölf-Monats-Prognose für den Dax auf magere 3500 Zähler lautet.

Doch auch wenn die Aktionäre immer wieder auf später vertröstet werden, fallen die Prognosen nicht durchweg negativ aus. Denn gleichzeitig sehen die Experten den Dax nach unten recht gut abgesichert. «Im Gegensatz zum BIP, das sich im vierten Quartal wohl noch einmal verschlechtern wird, dürften wir bei den Ergebnissen der Dax-Unternehmen im dritten Quartal den Tiefpunkt gesehen haben», sagt Gertrud Traud, Strategin bei der Bankgesellschaft Berlin. Die Konzerne seien stärker exportorientiert als der Querschnitt der deutschen Firmen. «Daher können sie von den USA mitgezogen werden, wo sich die Wirtschaftslage aufgehellt hat.» Auch Vontobel-Experte Halver zählt auf Unterstützung von Seiten der US-Wirtschaft.