Die Sanierung der Bankgesellschaft Berlin kommt voran. Allerdings nicht mit dem vom Management erhofften Tempo. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kletterte der Konzernverlust um 200 Mio. auf 569 Mio.
Euro. Auch die Risikovorsorge musste aufgestockt werden.
Berlin - Bei der Sanierung der angeschlagenen Bankgesellschaft Berlin hat der Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter mit neuen Schwierigkeiten zu kämpfen: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres machte das Institut einen Konzernverlust nach Steuern von 569 Mio. Euro. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum lag er noch bei 369 Mio. Euro. Auch die Risikovorsorge im Kreditgeschäft stieg vor allem wegen neuem Wertberichtigungsbedarf bei der Immobiliengesellschaft Berlin Hyp über Plan an.
Vetter zeigt sich wegen der gleichzeitigen Sanierungserfolge an anderer Stelle jedoch zuversichtlich, die vorgegebenen Ziele für das Gesamtjahr - insbesondere die Halbierung der operativen Verluste von zuletzt 634 Mio. Euro - zu erreichen: «Die Fortschritte der Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen haben den Konzern zum Ende des dritten Quartals in die Lage versetzt, diese außerordentliche Belastung sowie eine erhöhte Kreditrisikovorsorge zu verarbeiten», sagte Vetter. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge stieg bis Ende September von 78 Mio. auf 232 Mio. Euro an.
Die erneut gestiegenen Verluste seien indes vor allem auf eine Neubewertung der Eurostoxx-50-Fonds zurückzuführen, die der Konzern im Anlagevermögen hält, führte Vetter aus. Wegen der absehbar schlechten Kursentwicklung habe man zum 30. September eine Summe von 216 Mio. Euro anteilig abgeschrieben, die nun das Ergebnis entsprechend belastet. Die Risiko-Vorsorge im Kreditgeschäft stieg um 30 Prozent auf 429 Mio. Euro, woran vor allem ein gestiegener Wertberichtigungsbedarf bei der Immobiliengesellschaft Berlin Hyp schuld sei. Nur durch Auflösung von Reserven konnte der Gesamtwert der Risikovorsorge auf 394 Mio. Euro gedrückt werden.
Das waren der schlechten Nachrichten jedoch nicht genug: Das Segment Private Kunden wies nach neun Monaten einen Vorsteuerverlust von 52 Mio. Euro aus. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Plus von 9 Mio. Euro da. Belastet werde das Segment unter anderem durch Verluste bei den Direktbank-Aktivitäten in Polen, hieß es. Allerdings zeigten sich im dritten Quartal auch erstmals Erfolge in der Kostensenkung durch Personalabbau und Standortschließungen.
Auch das Firmenkundengeschäft musste Ertragseinbußen hinnehmen. Hier wird das Ergebnis durch eine vollständige Bereinigung der Risiken bei der Kapitalbeteiligungsgesellschaft Berlin Capital Fund (BCF) belastet. Die Aktivitäten im Geschäftsfeld Großkunden/Ausland wurde planmäßig zurückgefahren, was sich «spürbar in rückläufigen Geschäftsvolumina und entsprechend sinkenden Erträgen» auswirke. Zusätzliche Kreditrisiko-Vorsorge «aus älteren Engagements» sorgte auch in diesem Segment nach neun Monaten für rote Zahlen (minus 23 Mio. Euro), wo zum Halbjahr noch schwarze gestanden hatten.
Angesichts der sich weiter verschlechternden Lage am Immobilienmarkt machte der Bereich Immobilienfinanzierung einen Vorsteuerverlust von 121 Mio. Euro. Nach den ersten neun Monaten des Vorjahres war es noch ein Gewinn von zwei Mio. Euro gewesen. Vetter verwies jedoch auf besonders beachtliche Sanierungserfolge. So habe man den operativen Verlust deutlich verringert. Das Betriebsergebnis nach Risikovorsorge verbesserte sich um 114 Mio. Euro auf minus 162 Mio. Euro. «Ich halte die Zielsetzung, den operativen Verlust des Vorjahres zu halbieren, noch für erreichbar», sagte Vetter. Aus dem Erfolg beim operativen Gewinn leite sich «die zukünftige Stärke der Bank ab».
Durch die Erhöhung der Eigenkapitalquote auf 6,2 Prozent habe die Bankgesellschaft wieder an Handlungsfähigkeit gewonnen, betonte der Konzerchef. Bei der Fokussierung auf das Kerngeschäft seien Fortschritte gemacht worden. So habe sich die Bilanzsumme des Konzerns in den ersten neun Monaten um 19 Mrd. Euro verringert. Sach- und Personalkosten hätten sich zum Teil über Plan verringert. Der bis 2005 geplante Stellenabbau sei jetzt zur Hälfte vollzogen. So seien seit Anfang des Jahres 1675 Arbeitsplätze abgebaut worden. Dabei gab es 70 betriebsbedingte Kündigungen.
Die Bankgesellschaft Berlin war im vergangenen Jahr wegen riskanter Immobiliengeschäfte an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Derzeit verhandelt das Land Berlin, dem 81 Prozent gehören, mit zwei US-Investorengruppen über eine Übernahme.