Vetters Optimismus

Daniel Wetzel

Hans-Jörg Vetter, der Vorstandschef der Bankgesellschaft Berlin, hat einen der schwierigsten Jobs im deutschen Kreditwesen: Er muss die Folgen des größten deutschen Bankenskandals der Nachkriegszeit aufarbeiten. Die fahrlässigen Immobiliengeschäfte seiner Amtsvorgänger hatten das zehntgrößte Kreditinstitut im vergangenen Jahr an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht. Die Pleitestadt Berlin wurde mit Milliarden-Beträgen belastet, die Landesregierung ging darüber zu Bruch.

Vetter gelingt es erwartungsgemäß nur langsam, das leckgeschlagene Dickschiff gegen eine starke Strömung vom Abgrund wegzusteuern. Drei Jahre, so gibt er gerne zu, wird es wohl noch dauern, bis die Problemfälle der Bankgesellschaft Berlin abgearbeitet sind. Wenn es denn in der Konjunkturkrise überhaupt gelingt: Die gestern vorgelegten Quartalszahlen können trotz einiger Erfolge bei Kostensenkung und Restrukturierung jedenfalls nicht als ein Versprechen auf vorzeitige Gesundung verstanden werden.

Vetter hebt die Verbesserungen beim operativen Ergebnis und die erfolgreiche Kostensenkung hervor, bevor er auf die Vielzahl der Negativ-Meldungen zu sprechen kommt. Mit der latenten Gefahr, wie seine Vorgänger als Schönredner zu erscheinen, will Vetter zu allererst Mut machen und Optimismus säen, um die arg strapazierte Mannschaft nicht noch weiter zu demotivieren. Am Ende jedoch werden die Zahlen sprechen: Gelingt es nicht, die von ihm versprochene Halbierung des operativen Verlustes bis Ende des Geschäftsjahres zu erreichen, schlägt diese Taktik auf ihn zurück. Die Chancen Berlins, beim Verkauf der Bankgesellschaft an US-Investoren einen guten Schnitt zu machen, sinken dann weiter.