Preis-Chaos bei Girokonten

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Norbert Schwaldt

Ein preiswertes Girokonto zu finden, ist zur Glücksache geworden. Zwischen 0 und 156 Euro kostet die Kontenführung am Bankplatz Berlin. Doch die günstigen Angebote haben viele Haken. Die Verbraucherzentrale hat jetzt Licht in den Gebührendschungel gebracht.

Berlin - Zwischen den Kreditinstituten gibt es enorme Preisunterschiede, hat die Verbraucherzentrale in ihrem jüngsten Kontenvergleich bei 31 Geldhäusern festgestellt. «Zu vielfältig und undurchsichtig sind die Abrechnungsmodelle», berichtet Ernst Ungerer von der Berliner Verbraucherzentrale. Die kostenlose Kontoführung per Telefon oder PC, meist von Direktbanken angeboten, würde vor allem ältere Kunden überfordern. Koste das Angebot nichts, wird oft ein monatlicher Eingang oder ein Kontostand von einigen Tausend Euro verlangt. Bei der Verbraucherzentrale seien zudem zahlreiche Kundenbeschwerden eingegangen, weil einige Institute die Euro-Umstellung zu Preisanhebungen genutzt hätten.

Nach dem in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest erarbeiteten Vergleich eines Modellkontos von Filialbanken schneidet die Berliner Sparkasse mit ihrem «BerlinKonto Brillant» mit einer Jahresgebühr von 156 Euro am schlechtsten ab (Siehe Tabelle). Am günstigsten ist mit 39 Euro das «TeleGirokonto» der CC-Bank. Um die Preise vergleichbar zu machen, wurde ein Modellkonto gebildet und der Jahrespreis der Nutzung errechnet. Dabei handelt es sich um ein stark genutztes Konto, das auch EC- und Kreditkarte einschließt.

Bei den Direktbanken schneidet das «1822direk-girokonto für Onliner» der Frankfurter Sparkasse mit einem jährlichen Aufwand von 30,72 Euro am besten ab. Das Schlusslicht bildet die Volkswagen Bank direct mit 108 Euro beim «Giro@home Classic». Bei Direktbanken können allerdings noch die Zusendung von Kontoauszügen oder die Gebühren bei Nutzung fremder Geldautomaten zu Buche schlagen.

Girokonten zum Nulltarif bieten in Berlin 17 Institute. Meist ist die EC-Karte gratis, doch bei zwei Drittel der Banken kommt noch die Gebühr für die Kreditkarte von 6,14 bis 30,68 Euro hinzu. Häufig wird verlangt, dass der Kunde ausschließlich Computer oder Telefon zur Kontoführung nutzt. Bei fünf Instituten ist ein regelmäßiger monatlicher Geld- oder Gehaltseingang oder ein Anlage- sowie Geldvermögen in bestimmter Höhe erforderlich. Bei der Citibank ist zum Beispiel eine kontinuierliche Anlage von 2500 Euro notwendig, dafür ist aber die Kreditkarte kostenlos. Günstig ist auch die SEB Bank, die für Konto und Kreditkarte nichts fordert, aber monatlich 1000 Euro Eingang erwartet. Nur bei der ABC Privatkundenbank, der BB Bank und der Sparda-Bank Berlin ist der Nulltarif ohne Bedingungen.

Das Konto für Jedermann ist in Deutschland noch längst keine Selbstverständlichkeit, haben die Berliner Verbraucherschützer festgestellt. Anders als zum Beispiel in Frankreich gibt es in Deutschland darauf kein verbrieftes Recht, sondern nur eine unverbindliche Empfehlung des Zentralen Kreditauschusses (ZKA), des Zentralverbandes der deutschen Kreditwirtschaft. Danach soll jedermann unabhängig von Art und Höhe der Einkünfte und unabhängig von negativen Schufa-Eintragungen zumindest ein Konto auf Guthabenbasis erhalten. Doch überschuldete Verbraucher und Sozialhilfeempfänger würden vom bargeldlosen Zahlungsverkehr praktisch ausgeschlossen, hat die Analyse festgestellt. Zwölf der 31 untersuchten Banken führen erst gar keine Girokonten für Jedermann.

Kritisch haben die Verbraucherschützer auch den Service unter die Lupe genommen. Bei den Öffnungszeiten gibt es kein einheitliches Bild. Postbank und Volksbank öffnen an einzelnen Stellen sogar am Sonnabend. Mit 170 Filialen ist die Berliner Sparkasse und mit 164 Filialen die Postbank stadtweit am besten präsent. Bei nahezu allen Banken ist mittlerweile Selbstbedienung möglich. Sechs Banken haben in den letzten drei Monaten Filialen geschlossen, die Berliner Bank neun, die Sparkasse acht, die Deutsche Bank fünf, die Commerzbank vier und die Hypo-Vereinsbank zwei. Vier Institute wollen künftig Niederlassungen schließen.

Kontenvergleich

Die Gebührenanalyse ist unter www.verbraucherzentrale-berlin, de abrufbar.