Finanzaufsicht schließt Berliner Wertpapierhändler Guthmann & Roth

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Norbert Schwaldt

Berlin - Die Berliner Wertpapierhandelsbank Guthmann & Roth AG ist von der Bankenaufsicht wegen erheblicher Finanzprobleme geschlossen worden. Wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mitteilte, sei zudem die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Instituts beantragt worden. Als Grund für die Schließung wird die Unklarheit über den Verbleib von Treuhandgeldern in Höhe von 35 bis 40 Mio. Euro angegeben. Die Bank sei nicht in der Lage, einen Totalausfall aus Eigenmitteln zu erstatten. Es bestehe zudem der Verdacht, dass die Gelder veruntreut worden seien, erklärte das Aufsichtsamt. Deshalb sei ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot sowie die Schließung für den Kundenverkehr angeordnet worden.

Die Berliner Wertpapierhandelsbank war vor allem als Derivatehändler bekannt. Sie wickelte nach Angaben der Finanzaufsicht Kommissionsgeschäfte in Terminkontrakten (Futures) ab. Im Rahmen dieser Geschäfte sind Kundengelder auf Konten bei einem US-Börsenhändler gehalten worden. Es bestünden Anhaltspunkte dafür, dass diese Gelder von etwa 500 Kunden - ein Drittel kam aus Berlin und Brandenburg - in Höhe von bis zu 40 Mio. Euro veruntreut worden seien, hieß es.

Großkunde von Guthmann & Roth war die mittlerweile ebenfalls geschlossene BkmU-Bank (Bank für kleine und mittlere Unternehmen) in Berlin. Das Management der heute insolventen Bank hatte nach Informationen der Berliner Morgenpost bei Guthmann & Roth 13,68 Mio. Euro bar angelegt. Der Insolvenzverwalter schätzt diesen Betrag als unwiederbringlich verloren ein. Die Summe landete bei einem Broker-Unternehmen in Chikago, dem die US-Behörden Anfang 2002 die Lizenz für Brokergeschäfte entzogen hatten und das mittlerweile vom britischen Broker-Unternehmen Refco übernommen wurde. Ein erst im Jahr 2003 kündbarer Rahmenvertrag vereinbarte die Übertragung von weiteren 25 Mio. Euro an Guthmann & Roth. Im Gegenzug hatte sich der Alleingesellschafter des Derivatehändlers, Dragan Banic, wie aus einem der Morgenpost vorliegenden Gutachten hervorgeht, bereit erklärt, bei einer Kapitalerhöhung BkmU-Aktien im Wert von 4,2 Mio. Euro zu kaufen.

Banic, der unterdessen flüchtig sein soll, war mit der Schauspielerin Mariella Ahrens (Sat 1 «Der Duft des Geldes») liiert. Zuletzt hatte sich Banic aus Kroatien gemeldet, und angegeben, er habe einen Autounfall erlitten.

Guthmann & Roth gehört der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen an. Dadurch sind Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften bis zu 90 Prozent, maximal aber nur 20 000 Euro, abgesichert. Die Kunden werden angeschrieben.