Bruchlandung bei Billigflieger

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Henner Lavall

Die Krise in der regulären Luftfahrt bietet Erfolgschancen für die Billigflieger. Doch während Berlin durch Buzz, Deutsche BA, Germanwings oder Germania mit zahlreichen weltweiten Zielen verbunden wird, hat der jüngste Wettbewerber offenbar einen Fehlstart hingelegt.

Berlin - Es war eine heftige Bruchlandung. Die neue Billig-Fluggesellschaft Berlin-Jet, die seit gestern die deutsche Hauptstadt mit Frankfurt/Main zum Preis von 33 Euro (einfache Strecke) verbinden wollte, ging erst gar nicht an den Start. Es wurden keine Gründe genannt. Vertreter der Gesellschaft waren nicht zu erreichen. Gleichzeitig hat Berlin-Jet auch andere Flugziele aus dem Programm gestrichen. Bei dem hessischen Unternehmen hieß es am Montag lediglich, die Strecken Berlin-Brüssel und Berlin-St. Tropez würden auf absehbare Zeit nicht geflogen. Es gebe noch keine Fluggenehmigungen.

Berlin-Jet hat selbst keine Fluglizenz und deshalb als Vertragspartner die spanische Avanti Airlines engagiert. Diese betreibt auch das einzige Flugzeug von Berlin-Jet, eine 19-sitzige Propellermaschine des Typs Beech 19D. Mit ihr sollte es von Montag bis Freitag einmal täglich um 14.15 Uhr ab Frankfurt/Main nach Berlin-Tempelhof und um 15.45 Uhr zurück gehen.

Berlin-Jet ist aber nicht die einzige «Budget-Airline», die der Lufthansa auf den Strecken ab Berlin Konkurrenz macht. Von den sechs europäischen Billig-Fliegern sind vier auch in der Hauptstadt vertreten. Alle werben mit unglaublich preiswerten Flügen, die einer näheren Überprüfung aber nicht immer standhalten. So preist etwa Buzz, eine britische Tochtergesellschaft der holländischen KLM, Flüge von Berlin-Schönefeld nach London-Stansted für 39 Euro an. Doch wer innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen in die britische Hauptstadt will, oder zu ganz bestimmten Terminen, zahlt hin schon ab 79 Euro - und zurück dann 104 Euro. «Die ganz billigen Plätze sind einfach begehrt», sagt ein Buzz-Sprecher. Er empfiehlt eine «langfristige Buchung».

Ähnlich ist es mit der Deutschen BA, die in Kürze von dem größten britischen Billig-Flieger Easy-Jet übernommen wird. «Jeder einfache Flug innerhalb Deutschlands hat einen Basispreis von zurzeit 20 Euro», erläutert ein Deutsche-BA-Sprecher. Wer über Internet buche, spare sogar noch weitere 5 Euro pro Buchung. Doch so billig kommen schließlich nur wenige davon. Ist die Sitzkategorie vergeben - es stehen neun Sitze zur Verfügung - , müssen für jede der nächsten Stufen jeweils 10 Euro Aufschlag bezahlt werden. Hinzu kommen wie bei fast allen Billig-Fliegern Steuern und Flughafengebühren, die etwa 15 Euro betragen. Der einfache Flug von Berlin nach Köln, eine sehr kurze Strecke, kann dann trotz Vorausbuchung 100 Euro übertreffen. Das sind aber Bereiche, in denen die Lufthansa durchaus mithalten kann. Dort kostet der gleiche Flug in der Economy-Klasse 205 Euro hin du zurück. Und der Fluggast kann sich die Tageszeit aussuchen, zu der er fliegen möchte.

Doch ist der Markt noch nicht gesättigt. Vom 27. Oktober an wird erstmals Germanwings, die Lufthansa-Billigflug-Tochter, den Flughafen Tegel ansteuern. Wie bei den anderen Airlines auch, ist der Preis abhängig vom Buchungszeitpunkt. Von 29 Euro pro Strecke, inkl. Steuern und Gebühren, kann es schnell bis zu 190 Euro pro Strecke hoch gehen. Und noch eine weitere Fluggesellschaft will in Berlin landen: Ende Oktober verbindet die Wiener Fluggesellschaft Teamline über Augsburg Berlin-Tempelhof mit der österreichischen Hauptstadt.